Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, nach dem 24. Dezember 1822

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Wenn Du keinen Mantel willst, so kann ich die Ausgabe ersparen, vielleicht ist Dir ein Kleid lieber. Emma hat ein solches Kle wie beikommende Probe bekommen. Solltest Du ein hübscheres Zeug in der Art wünschen, wenn vielleicht eines der jungen Mädchen mit Solchen beschenkt worden ist, was Dir sehr gefällt, so soll es in Würzburg gekauft werden. Ich glaube wohl, daß Dir ein Kleid nothwendig ist, da Du doch vielen der Deinigen zu entwachsen bist.

Für Auguste will ich nun meinetwegen silberne Desersert-Messer besorgen, da Du es für zweckmäßig hältst. Jetzt erkundige Dich nur recht ob und wie viel die Manipuleurs beim Weggehen bekommen müssen. Luise Welden hat ihnen zwar Nichts gegeben. Überhaupt |2 wissen Weldens und Vetterlein nicht viel von Geschenken. Damals als Luise da war istwar es noch nicht so eingeführt, gewesen, denn sie gab unter andern der Auguste blos einen silbernen Strickring. Du antwortest mir nicht auf mein Vorhaben auch für M. Heine eine solche Haube zu sticken, ist es nicht passend so erspare ich die Mühe. Schreib mir doch Deine Meinung. Und überhaupt auf einem besonderen Blatt, ein Verzeichnis alles dessen was ich noch zu thun habe. Zum Einpacken Deiner Sachen, muß ich wenn ich nicht selbst reise, Dir einen Koffer schicken. Vergiß nur nichts, und lasse nicht etwa Deine Wäsche zuvor machen. Den Rahmen für den Vater |3 wird man wohl im Wagen legen müssen weil unser Koffer nur schmal ist. Daher muß er sorgfältig mit weichem und dann starken Papier umwikelt werden, Zuletzt kann man ihn in ein Tuch schlagen.

Da ich heute noch der Grosmutter und meiner Schwester schreiben muß, will ich jetzt aufhören, und bitte Gott nur daß er Dich gesund erhalte. Ich ängstige mich recht, daß wenn Du ausfährst Du nicht warm genug bist. Du mußt auch noch ein flanellnes Leibchen haben. ich hatte damals nur zu wenig Zeit. Fußsack und Pelz wird mir wohl die Donauer die uns am heil Abend mit einem Stollen und Pfefferkuchen überraschte, zur Reise leihen. Heute hat Emma Mädchengesellschaft, und ich gehe zur Ilsette Barner die krank ist. Caroline Fischer war eben hier, und sagte mir, daß die Amalie auch schief wäre. Caroline ist auch Braut mit einem Herrn v. Brieser. Ihre Schwester Luise die bei Ulm verheirathet ist, ist recht glücklich.

Schreibe mir ja gleich wieder, denn nun werden wohl wenige Briefe mehr unter uns gewechselt werden und es ist nothwendig daß Du meine Fragen beantwortest. Der Vater küßt Dich innigst und Emma grüßt Dich

Gottes Seegen über mein geliebtes Kind.

Deine treuste Mutter. C.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, nach dem 24. Dezember 1822. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0713


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Nach dem Heiligen Abend 1822 geschrieben.