Von Johann Siegfried Wilhelm und Henriette Mayer an Caroline Richter. Berlin, nach dem 17. Januar 1817

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Meine liebe Caroline!

Während Du meinen letzten Brief erhalten haben wirst, ist Deiner vom 9. Jan. c. bey mir mit einer Fülle von Geschenken eingegangen, wofür ich Dir u Deinen Töchtern hertzlich danke; auch der Odilie in der Anlage schriftlich ; u bitte ich ihr letztere zuzustellen, der Emma aber zu sagen, daß ich ihren Brief nebst dem Geschenk für Minona an letztere sogleich abgesandt habe.

Übrigens wirst Du verzeyhen, daß ich die für mich bestimte Jacke da sie kaum über der Brust zuzuknöpfen war, u ich Deine u Deiner Emma Arbeit nicht zerstören laßen wollte, dem Julius dem sie nur vor jetzt etwas zu weit ist, geschenkt habe. Denn auf Deine u Deiner Tochter Genehmigung glaubte ich rechnen zu können, weil es Euch wenigstens angenehm seyn wird, Eure Arbeit an einen Eurer Achtung u Liebe so würdigen u Euch so nahen Verwandten übergehen zu sehen.

ich werde Dir aber gegen künftiges Jahr, wenn ich dann noch lebe, mein Maaß schicken, um ein mir sonst so lieb gewesenes Geschenk nicht ferner zu entbehren.

Für die Arbeit, womit Du meiner Frau ein Geschenk gemacht hast, wird |2 Dir diese selbst danken.

Übrigens bleibe ich vorjetzt Dein u Deiner Kinder Schuldner.

Was die Richtersche Geld Angelegenheit betrift, so wird es neuer Maaß Regeln nicht bedürfen. Herr Richter hat mir nehmlig selbst persönlich vor etwan 8. Tagen angezeigt, daß ihm die Hälfte des ursprünglich aus 6000 rth bestehenden Capitals von denjenigen, die daran mit Deiner verstorbenen Mutter diese Hälfte besaßen, gekündigt sey, und daß er wenn ich nicht deren Capital übernehmen wollte, auch unsern Antheil kündigen müste. Diese Kündigung habe ich nun obwohl zur Zeit nur mündlich angenommen; und Herrn Richter nunmehr angezeigt, daß ich solche auch statt Deiner u Deines Mannes annähme.

ich werde nun aber auch, weil Herr Richter noch selbst nicht weiß, wann ehe er zahlen kann, weil er erst einen neuen Gläubiger dazu suchen muß, um der Ordnung willen, u auf dem Grund der von Dir u Deinem Mann in Händen habenden Vollmacht, die Kündigung unserer Seits gerichtlich bewürken, u die darauf zu verwendenden Kosten nicht scheuen, um nur der Rückzahlung zur bestimten Zeit gewiß zu seyn; u Du sey so gut diß Deinem Mann zu sagen. Vom Erfolge werde ich zu seiner Zeit Nachricht geben. – Lebe wohl, u liebe

Deinen treuen Vater
Mayer

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Sie haben mich von Neuen durch Ihre gütige Aufmerksamkeit und schönen Arbeit beschämt, theuerste Caroline. Wieviel Fleiß, Arbeit und Mühe haben Sie nicht wieder, Sie und Ihre Kinder auf Geschenke an uns verwandt? Alles ist sehr schön und Geschmackvoll und hat große Freude verursacht.

ich habe auch noch nicht für die gütige Besorgung der Schmalzbutter gedankt, sie ist im December wohlbehalten angelangt; ich hoffe mein Mann wird unsere Schuld hierüber schon abgetragen haben.

Zu meinen größten Erstaunen und Verdruß höre ich, daß die Teltoer Rüben dies Jahr ebenfalls nicht an Sie gelangt sind! wir haben uns sogleich bei die Herren vom Radhoff darüber beschwert es ist geschrieben worden um Erkundigungen einzuziehn, und wenn die Rüben sich nicht wieder finden, sollen sie uns, wie die Herren versprechen, neben den Transportkosten ersetzt werden was aber immer ein schlechter Trost ist, da die Jahreszeit nicht mehr erlaubt |4 welche abzusenden, ich werde dafür sorgen, daß Sie das resultat dieser Verhandlungen erfahren.

In Ihrem letzten Brief an mich bestellten Sie mir Grüße von einer gewißen Gräfin Bentzel ; ist es nicht vielleicht ein Irrthum? ich kenne Niemand der diesen Nahmen führt; vielleicht löst sich das Räthsel, wenn Sie mir den Familien Nahmen der Gräfin nennen können, es ist möglich daß ich sie vor ihrer Verheirathung gekannt habe.

Die Tante Merzdorf und die Sommer laßen Ihnen viel Herzliches sagen; wißen Sie denn, daß Letzterer Schwester Minchen Felisch sich kürzlich mit den Bürgemeister Lübke aus Bärwalde verheirathet hat? ich sah ihn nur ein mahl und kann weiter nichts von ihn sagen, als daß er ein Bürgermeister aus einer kleinen Stadt ist, den Bauch abgerechnet, den er noch von einen Privatmann hat. Leben Sie sehr wohl.

H. Mayer
Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm und Henriette Mayer an Caroline Richter. Berlin, nach dem 17. Januar 1817. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0714


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 2 Seiten von Johann Siegfried Wilhelm Mayer, 2 S. von Henriette Mayer.


Korrespondenz

Zur Datierung: Nach der Versendung der Briefes an Caroline Richter vom 17. Januar 1817 und vor Abfassung des nächsten erhaltenen Briefes Mayers, der frühestens am 11. Februar nach Erhalt des Todesnachricht von Fürst Carl Theodor von Dalberg und spätestens vor der Abfassung des Briefes vom 2. April verschickt wurde.