Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Leipzig 12 Januar 4.

Ich hätte sehr gern gethan, werthester Freund, was Sie gewünscht; aber um ein ganzes Blatt zu füllen, dazu reichte der Beitrag nicht hin. Meine Zeitung ist ein Ungeheuer, das viel frißt; ich empfinde das. Eine besondere Vignette lies sich noch weniger anbringen: wo selbige gleich hernehmen? Ich denke, indem ich das Todtenopfer ins erste Blatt des Jahres gebracht u einige ernsthafte Worte habe vorhergehen u andere über ein bedeutendes Trauerspiel habe nachfolgen laßen, werde |2 ich es damit noch so ziemlich schicklich gemacht haben. Eigentlich sollte etwas über das Titelkupfer, das die Portraits von Wieland, Göthe u Schiller vorstellt, den Jahrgang eröffnen; das Blatt ist aber nicht fertig geworden.

Haben Sie recht vielen Dank über für das was Sie gegeben haben. Meine mich zerstreuenden Geschäfte gegen Ende des Jahres, dazu noch zwey lächerliche Injurienprozesse, die mir die Herren Schütz u Ersch an den Hals geworfen haben , haben es mir schlechterdings unmöglich gemacht, mich mit |3 meinen Correspondenten zu berechnen, u also muß ich Sie recht sehr bitten, mir zu verzeihen, daß ich es auch mit Ihnen nicht gethan habe. Sind Sies zufrieden, wenn wir's bis zur O. Messe laßen?

Ich bin jetzt gar nicht wohl, u mein Haus ist ganz in Unordnung. Das Scharlachfieber hängt darin: ich bin von Allen abzuschützen, wie ein Verpesteter, da ich die Pflege mit besorge, denn auch mein Mädchen liegt krank darnieder. U. dabey säugt die Mutter! Sie sollen |4 nehmlich wissen, daß ich seit 11 Wochen einen neuen Jungen habe . Mir ist das Jahr gar nicht fröhlich angefangen. Ich wünsche es Ihnen besser. Bleiben Sie mir Freund, oder vielmehr seyn Sie erst so gut, es zu werden.

Ihr
ergbster

Spazier.

Ich bitte Inlage schleunig abreisen zu laßen.

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 12. Januar 1804, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0718


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,13
1 Dbl. 8°, 3½ S.