Von Minna Uthe-Spazier an Caroline Richter. Dresden, 17. Juni 1820, Sonnabend
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ich weiß bereits von Herrn Troschel selber daß noch eine gerichtliche Procedur, deinetwegen für uns nothwendig ist , und du kannst dich darauf verlaßen daß die desfalls nöthigen Papiere, übermorgen, also am 19ten dieses, von hier aus, nach Berlin abgehen werde. Julius hat mir nur erst wenig über seinen Entschluß zu schreiben, Zeit übrig gehabt, und deshalb wahrscheinlich vergeßen mir zu schreiben, daß noch Miethe in Zittau, abzutragen sey. Meinen Antheil an dieser Zahlung, wird nun wohl Herr Troschel, von den Merzdorfschen Erbgeldern nehmen müßen, denn sonst ist von meinen Finanzen nichts mehr |2 in Berlin vorhanden. Denn Julius hat für sich 250 rtl. zum Antritt seiner Unternehmung, von dem Meinigen nehmen müßen. Das übrige besteht in Papieren die ich nicht zerstückeln kann.
Auch weiß ich noch nicht das Schicksal des Ringes, von dem Du in Deinem letzten Briefe aus Berlin mir meldest, daß Du ihn an Dich genommen, und sehen werdest ihn in Baireuth für höhern Preis, als das Auktions Gebot betrüge, zu verkaufen, wonach denn der Rest von dem summiert werden müße, den ich Euch von so lange her noch schuldig verblieb.
Auch dieser Gegenstand, muß |3 von dem Erbe der Merzdorfin beseitigt werden da ich kein ander Geld mehr in Berlin besitze.
Du fragst nach meinem Befinden. Um mich von einem heftigen Krankheits Anfall, der mich im Februar überraschte zu erholen, rechnete ich sehr auf diesen Sommer. Er fällt aber so kalt aus in hiesiger Gegend, daß ich mich sehr getäuscht fühle.
Dennoch brauche ich eine tägliche Bade Kur, in einer hiesigen Bade Anstalt, die für sehr heilsam gehalten wird. Man wird nun sehen, ob ich dadurch wieder zum vollen Besitz meiner Kräfte gelangen werde. Verzeih die Flüchtigkeit |4 des Schreibens. ich benutze wenige Augenblicke vor Abgang der Post dich nur eiligst über Deine Geldangelegenheiten zu beruhigen.
DieMädgen grüßen Euch
herzlich ich bin mit unveränderter Gesinnung,
Deine
treue
Schwester
M. Uthe Spazir
geb. Mayer
Wegen Richards Universitäts Antritt werden wir uns dann erst entscheiden können, wenn Euer Max, das Stipendium hinreichend benutzt haben wird. Sonst weiß ich keinen Ausweg in dieser Sache.
Zitierhinweis
Von Minna Uthe-Spazier an Caroline Richter. Dresden, 17. Juni 1820, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0759