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Berlin d. 25. 7.ber 17.

Meine liebe Caroline!

Deinen lieben Brief vom 16. 7.ber habe ich richtig erhalten, und freue mich Deiner innigen Theilnahme an mir. Über meine Herstellung , die ich noch vor Winter in dem Grade wünschte, daß ich nicht immer fahren darf, habe ich noch heute mit Herrn Heim gesprochen; und wir stehen darüber in tractaten. Sollten angenehme Lebens-Momente etwas auf meine Gesundheit würken können, so hat sich eins für mich, gewiß sehr unerwartet, in der neuen Heyrath der Minna eröfnet, indem ich das bisher entbehrte Vergnügen genieße, an Herrn Uthe in Dresden einen gemüthlichen Mann gefunden zu haben, der mir um so werther ist, je näher er mich angehet. Gott gebe nur, daß Minna sich gleich bleibt, in ihrer jetzigen Stimmung nehmlich; denn ihrem jetzigen Mann traue ich alles zu, was nur zu einer glüklichen Ehe gewünscht werden kann.

Zu Deines Mannes glücklichen Rückkehr freue ich mich ebenfalst, u finde mich durch seine ausgezeichnete Aufnahme in Heidelberg und überall, selbst geehrt. An eine Correspondentz mit ihm mache ich aber keinen Anspruch, da wir auf so verschiedenen Wegen wandeln. Es ist also in der That der Max gemeint, wenn ich mich über Emma , wie geschehen ausgedrükt habe. Doch ums Himmels willen beruhe alles auf seiner eignen Gemüthlichkeit.

Den mir übersandten Brief habe ich an Herrn g Günther abgeben laßen; und die arme Schwester Mertzdorf ; die noch an Krücken gehet, von Dir gegrüßt.

Lebe wohl. Grüße Deinen Mann u Kinder; und liebe

Deinen treuen Vater
Mayer

Noch einen Grund des Froh Seyns habe ich in der Entwiklung des Julius , u des Richard .

Der erstere ist jetzt bey den am meisten ins Auge des Publicums fallenden Bauten oder doch Reparaturen; der der langen Brüke die durch ein eisernes Geländer an Breite gewinnt, u des Stein Pflasters vor des Königs Palais , angestellet; u ich hoffe, daß ihn der König bemerken, u einmal auf sein Fach nach Italien reisen laßen soll.

Richard aber hat die besten Zeugniße nicht nur des Fleißes ud der Fortschritt, sondern auch der moralischen Umbildung; u beyde belohnen so meine Theilnahme.

Auch zeichnet sich Emma aus, u Minona läßt alles von sich hoffen.

So wachsen Rosen auf Dornen.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 25. September 1817, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0770


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.