|1

Geliebte Odilie

Heute früh brachte mir der Kutscher Bergemann Deinen Brief und den Rahmen . Gestern und vorgestern Abend horchte ich auf jedes Rollen eines Wagens denn ich glaubte doch noch, Du müßtest kommen. Ich machte Dein Bett, woran Rollen sind, wodurch es sich leicht wie eine Feder bewegen läßt. Thee und Alles war für Dich in Bereitschaft, und Dir zu Ehren Alles aufgeräumt.

Jetzt zweifle ich, daß Du auch mit dem Giechischen Wagen kommst , wenn Herr Heine es immer verschiebt Deine Maschinen zu berichtigen. Die Absicht meines heutigen Schreibens ist nun, Dir zu sagen, daß Du im Falle nicht Alles so ordentlich und pünktlich gemacht ist, als es sich gehört, Du meiner Wünsche wegen nicht etwa |2 Etwas unvollendet lassen sollest was zu Deinem Heile und Bedürfnissen dienet. Also mein Engel, trotz dem daß ich dem Kutscher gesagt habe, nun müßtest Du kommen – Du Dich ganz allein danach des richtest, ob Deine große Maschine überzogen und nach Deinem jetzigen Zustand geändert ist. ob Du die kleine Maschine ebenfalls hast, nebst den Pressen die Du brauchst, und was weiter noch nöthig ist .

Dann mein liebes Kind komme – wo nicht bleibe noch – Gott wird schon weiter helfen, und wir gewis eine andre günstige Gelegenheit finden. |3 Schreibe mir nur immer recht aufrichtig ob Heine Deinen längern Aufenthalt wegen Deiner Heilung noch nothwendig ist, dann wollen wir ja gerne gerne alles thun und opfern.

Solltest Du noch bleiben, so sei nur recht heiter und froh bei dem Carolinenfest – und überhaupt daß Du den Freischütz siehst und Dir Vergnügen machst freut uns alle sehr.

Jetzt lebe wohl mein
Leben!