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Berlin d. 25. X.ber 10.

Meine liebe Caroline!

Den ersten Brief , deßen Du als aus A . an mich geschrieben, erwehnst, habe ich gar nicht erhalten, und wenn er wirklich zur Post gekommen ist, so ist er an mich nicht abgegangen. Denn auf der hiesigen Post weiß man davon nichts.

Dagegen ist ein Brief von mir an Dich , mit den Richterschen Weyhnachts Zinsen, u einigen Kleinigkeiten für Dich u Deine Kinder nach Bayreuth abgegangen, der in Deiner Abwesenheit daselbst von Deinem Mann in Empfang genommen seyn wird.

Dein letzter Brief , und besonders Minnas eigenhändige Beylage beruhigen mich über die Situation der letztern, indem in Minnas Briefe eine mit Geistes Verwirrung nicht zu vereinbarende Geistes Gegenwart herrscht. ich zweyfle also gar nicht an ihrer Herstellung; es sey denn daß dieselben Verlegenheiten, die ihre Geistes Verwirrung herbey geführt haben, sie immer von neuen darüber brüten laßen. In diesem Fall ist Hebung dieser Verlegenheiten das eintzige Mittel zur radical Cur.

|2 Auf jeden Fall ist es ein Glück, daß Minna in die Hände so edler Menschen gefallen ist ; und ich bitte Dich Herrn Ludwig und seiner Frau Gemahlin, auch Familie meine innigste Erkenntlichkeit dafür zu wiederholen.

Kannst Du übrigens dahin kommen, Minnas eigentliche Verlegenheiten, denen sie doch so weit es Geld Verlegenheiten sind, durch Aufopferung der Hülffe ihres ärmlichen Capital Vermögens, zum Theil abgeholfen hat, zu entdecken, und mich darüber klar sehen zu laßen, so glaube ich wohl, ein Recht darauff zu haben. Denn bisher hat Minna mich hierinn noch nicht initiirt, da doch für ein Vater Hertz Raum zu allen Confessions eines Vertrauen vollen Kindes ist.

Vorjetzt kann ich der Minna aus eignen Mitteln nichts geben. ich avancire eben, so wie ich es bey Dir gethan habe, die Richterschen Weyhnachts Zinsen, die doch in diesen Tagen von Herrn Richter eingehen müßen.

|3 ich schicke Dir also hiebey 10 rth Richtersche Zinsen von 1000 rth Gold für die Zeit vom 1. October bis Ende December 10 , u bitte sie der Minna zuzustellen, und zwar mit beyliegenden Zeilen , die ich unmittelbar an sie richte; u womit Du ihr zugleich den ebenfalß für Emma erfolgenden 1/2 Fridr. d’or zustellen kannst, den ich für letztere nützlich zu verwenden bitte.

Alles übrige erwarte ich von Herrn Ludwig , der selbst finden wird, worin mir in Absicht der Minna , und ihres Aufenthalts in Altenburg gelegen seyn muß. Dich will ich mit allen meinen Sorgen nicht belasten. Du hast durch Deine Gegenwart in Altenburg schon genug geleistet.

[...] auch Herrn Br . u liebe

Deinen treuen Vater
M ayer

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 25. Dezember 1810, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0800


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
2 Bl. 8°, 3 S. S. 3 unten abgerissen.