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Leipzig d 15ten Januar 6

Ich danke Ihnen herzlich, lieber Willmanns für die ausführliche Nachricht über die Oekonomie des Almanachs , gegen die ich nichts in der Welt habe, als ein wenig Klage darüber, daß Sie Laun’s Erzahlung so gering anschlagen, die warlich nicht ohne Werth ist, ein Urtheil worin mir sehr kompetente Richter mit mir einstimmen. Thun Sie es ja nicht und legen dieses Stück ungenuzt zurück, lieber mocht ich das Reisefragment , oder die Gedichte von [...] und St. Schutz oder Falks Beiträge fallen laßen als diese gute Erzahlung, wenn Sie gleich gegen die Form etwas haben.

Ihren Wink wegen La Fontaine will ich benutzen, noch habe ich mein Augenmerk auf Karoline Pichler in Wien , und auf verschiedene andre gerichtet die Ihnen lieb sein werden.

Friedr. Kind wird auch diesmal nicht fehlen |2 auch hier in Leipzig ist Jemand von dem sich etwas ausgezeichnetes erwarten laßt, in das Intreße des Almanachs gezogen und zwar seit ganz kurzem. Es sind also so viel Neue Personen angeregt, daß die Alten welche Ihnen nicht besonders lieb sind füglich wegbleiben konnen.

Ihren Anekdotenplan billige ich sehr , auch hat mich Seume, den Sie als Schriftsteller kennen und der mein personlicher Freund, ja sogar mein Lehrer in einigen Sprachen ist, dabey zu unterstützen versprochen. Ich bin bereits im Besitz einiger Anekdoten, durch ihn, die Sie nicht unbedeutend finden würden. Vertrauen Sie ganz auf meine Thätigkeit, es soll alles geschehen, ein Institut für das Sie so viel in Absicht auf das Außen thun, auch dem Inhalt nach zu heben.

Soviel von der Zukunft – jetzt eine |3 Bitte die die Gegenwart betrifft.

Ich hoffe nicht daß es Ihnen beschwerlich fallen wird wenn ich Sie ersuche mir auf Abschlag 10 Louisd’or zu schicken, und wenn es irgen angeht mit einlaufender Post. Thun Sie mir ja den Gefallen, liebster Freund, es ist eine furchtbare Zeit, und so sehr ich mich auch dafür schäme meine Einkünfte vor der Zeit anzutasten, so bin ich auch diesmal dazu gezwungen.

Ich traue Ihrer Freundschaft so viel Aufmerksamkeit auf mich zu, mich ja nicht auf die Erfüllung meiner Bitte warten zu laßen.

Mahlmann, ist gothaischer Hofrath geworden. Er grüßt sie herzlich, eben so Luise Brachmann von der ich für das nächste Taschenbuch eine sehr hübsche Novelle habe.

Leben Sie wohl guter Wilmanns

Mit Liebe und Achtung
Ihre Ergebenste M. Spazier

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Friedrich Wilmans. Leipzig, 15. Januar 1806, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0859


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Textgrundlage

H: Museum Schloss Lützen, Sammlung Oskar Planer, Pl 752 b
1 Dbl., 3 S. Auf S. 4 Rechennotizen und Präsentat (beantw.): Spazier | d 7 Merz 1806.