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Meiningen den 5n April 1809.

Mein trefflicher Freund! Auf Ihre lieben Zeilen , wofür ich innig Dank sage (ich lese sie immer mehr als zehnmal!) hatte ich nichts nothwendigers zu thun, als Herrn Dr. Joh. Georg Cotta zu fragen, wann er kommen werde. Denn auch mir liegt sehr viel daran, ihn zu sprechen, da er jetzt mein Herr Verleger ist, bey dem in dieser Ostermesse der 2te Band meiner Reisen erscheint , welcher schon fast fertig gedruckt seyn soll.

In diesem Augenblick erhalte ich die Antwort . Er sagt, daß es noch unentschieden sey, ob er über Meiningen, oder Coburg gehe. Gewöhnlich gehe er über Meiningen, und hier werde er wahrscheinlich den 20n d. M. eintreffen. Doch bittet er mich, lieber alles, was ich und meine Freunde mit ihm abzumachen hätten, schriftlich zu thun. Denn, im Fall er den 20n die Nacht hier eintreffen sollte, könne er die zwey Stunden, die er gewöhnlich in kleinen Städten bey seiner Meßroute bleibt, nicht benutzen. Komme er am Tage, so sehe er mich gewiß. Die Rückreise nehme er gewiß über Meiningen, aber auf dieser (etwa 4 Wochen nachher) sey es immer wieder unentschieden, ob er bey Tage oder bey Nacht hieher komme.

Seit den 4 Jahren, die ich mit ihm bekannt bin, habe ich ihn hier erst zweymal, beydemal in der OMesse, nie zur Mich.Messe gesprochen. Sie können denken, daß er – jetzt unstreitig der erste Buchhändler in Europa – ein fast unübersehliches Geschäft auf dem Halse hat.

Indessen thut das alles Nichts, was er selbst sagt. [...] Ich sage: er kommt gewiß, und wir sprechen ihn, wenn Sie, Verehrtester, nur gewiß 14 Tage vor, und 14 Tage nach dem 20n April hier bey uns sind. Auch reist er ja in eignem Wagen und mit Extrapost. Daher kann er uns nicht wohl entgehen.

Nun, wie ich mich auf Sie freue – nein, das können Sie nicht wissen und glauben. – Aber lassen Sie mich auch, nur mit zwey Worten wissen, welchen Tag Sie kommen – damit ich mich recht freuen kann! –

Unsre Durchzüge, die uns hart drückten, sollen, wie man sagt, heute mit einem Husaren- und dann noch einem Linieninfanterieregiment, geendigt seyn.

Ewig

Ihr

treuester
JEWagner.

Zitierhinweis

Von Johann Ernst Wagner an Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen. Meiningen, 5. April 1809, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0897


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Textgrundlage

H: Faksimile Baumbachhaus Meiningen (ehemals Slg. König),
1 Bl. 2°, 1 S.