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Leipzig 11ter September 1810

Theuerster Freund!

Herr Brockhaus giebt mir den Auftrag Ihnen hiermit für Rechnung des Herrn Kupferstecher Schmidt noch 9 rth. sächsisch zu remittiren. Er setzt nämlich vorraus daß die Anweisung auf Herrn Arnold von 25 rth. bezahlt sey, und somit inclusive der heut eingehenden 9 rth der Werth von 6 Louis d’or oder 33 rth sächsisch für in Ew. Wohlgeb. Händen sich befinden.

Wir ersuchen Sie nun, diese Zahlung, als das Honorar für die erste uns vorgestern zugekommene Platte Herrn Schmidt einzuhändigen, zugleich aber auch von ihm in unsern Nahmen zu verlangen, eine zweite bereits fertige Platte, die er bey dem Banquier Schulz hier in Leipzig deponiert hat, gegen gegen Empfang von sechs Frd’or, alsobald an uns ausliefern zu laßen.

Herr Schmidt hat nämlich sehr sonderbar gegen die Verlagshandlung gehandelt. Nicht genug daß er statt sieben, nur vier Platten liefert, und dadurch wortbrüchig wird, nicht genug daß er den Termin der Ablieferung – 15ter August – nicht hält, und dadurch den Unternehmer eines Werks, bey dem 3000 rth |2 auf dem Spiel stehen, im höchsten Grade kompromittiert, so schikanirt er Herrn Brockhaus auch nun noch durch Vorenthaltung der Platten, indem er oder sein Abgeordneter vielmehr, der persönlich von Dresden mit zwei Platten herabgekommen ist, sich entêtirt , von der Anweisung die in Dresden durch Ew. Wohlgeb. für Herrn Schmidt einkaßiert werden sollte, durchaus nichts wißen zu wollen, und schlechterdings für zwei Platten baar Geld fürvon uns haben will, da wir doch bereits das Honorar für die Erste durch Anweisung berichtigt haben. Herr Brockhaus fühlt sich um so mehr durch dieses Benehmen beleidigt, da der Abgeordnete von Herrn Schmidt, ein Frauenzimmer eine gewiße Demoiselle Hecht ist, die sich äußerst unbescheiden und fast gewaltsam hierbey Herrn Brockhaus eingedrängt hat, ohne [...]sich bedeuten laßen zu wollen. Herr Brockhaus der nur aus Zeitmangel heut nicht selbst schreibt, bittet Sie, vorzüglich darauf bey Herrn Schmidt zu dringen ihm nicht wieder auf diese Weise Geschäfte mit ihm machen zu wollen, weil dies durchaus gegen die Achtung sey, die er fordern |3 dürfe.

Wir ersuchen Ew. Wohlgeb. uns in dieser Angelegenheit nach Ihrer gerechten Weise gefällig zu seyn, vorallem aber bey dem Kupferstecher darauf zu drängen, Herrn Banquier Schulz die Weisung zu geben, s gegen 6 Louis d’or Honorar die bewußte Platte sogleich auszuliefern.

Ich bitte Sie mir die Beschwerde zu verzeihen die ich Ihnen von neuem zu machen veranlaßt bin, und sich von der herzlichen Ergebenheit zu überzeugen mit welcher ich bin

Ihre
ganz ergebenste
Spazier geb. Mayer

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Friedrich Kind. Leipzig, 11. September 1810, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1088


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H: SLUB, Mscr.Dresd.App.42,253
1 Dbl. 8°, 2½ S.