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Bayreuth, 9ter Mart. 1802

Mein lieber Thieriot, Wenn ich mir so viele Mühe gebe Ihnen ein Mädchen zu verschaffen und zwar noch eher, als ich weiß, ob Sie dieses oder überhaupt jetzt schon eines wollen: so wünscht' ich, daß Sie sich mit etwas bedeutenderem, als mit einer nichtsbedeutenden Unpäßlichkeit befaßen möchten.

Geschwind- und Kurzbrieferei mag ich schon leiden; durch das / jenes erstere wird das / dieses 2te erträglich und die öfteren Empfangsfreuden sind so gar reiner Gewinnst.

Ja wohl muß ich die Summe wissen ; ich wollte Du hättest mir dieses B zur A gemacht: müßt' ich doch nicht noch einmal wissen und fragen.

Sag mir Thieriot, im Ernst, kannst und willst Du Dich, im Ernst, noch im |2 ernsthaften Deutschland, in ein Mädchen, das ich, glaub' ich, beinahe, noch lieber habe wie Dich , recht, wie ich Dich lieb habe, verlieben?

Ich habe diesem heiligen Wesen schon 3 mal von Dir geschrieben, auch ihm sogar von Dir Geschriebenes geschickt; aber dies Wesen ist viel vorsichtiger / kälter, als die heilige Marie, ich kann aus seiner Antwort nicht recht klug werden.

Gestern hab' ich bei ihm angefragt, ob wohl obenan noch Platz zum verlieben bei ihm und in ihr (dasselbe) vorhanden wäre.

Wenn Sie mir nun, wie ich hoffe, bald antworten – mit der Kürze pressirts nicht –: so hoff' ich, daß auch die andere Antwort schon mir überantwortet seyn wird. Ich bin sehr ruhig und |3 gelassen in allen meinen Unternehmungen; aber auch ganz unpartheyisch.

So werd' ich Sie, z. B. wenn ich jetzt diese Antwort habe und sie so wie ohngefehr Ja aussehen sollte, bitten, daß Sie mir noch manche Frage beantworten müssen.

Doch das für ein anders mal.

Heute hab' ich für mich Antworten zu erfragen:

  • 1) Wie wärs denn, wenn ich mit nach Paris ging?
  • 2) Wann wollen Sie oder Du gehen?
  • 3) Wie willst Du denn reisen? d. h. auf welche Art und
  • 4) auf welchem Weg?
  • 5) Hast Du schon Gesellschaft?

Das wären so die nöthigsten Fragen.

Nun kömmt's auf Deine geschwinde Antwort an, wann ich nach Meiningen gehe.

|4 Erfahre mir nur den Geb. Tag des alten Weissen ; kannst Du mir zugl. auch sagen mit was man ihn an demselben überraschen könnte: so machst Du mir eine kindliche Freude .

Deinen Godwi hab' ich und bin noch im ersten Th. p.271 .

Wahrscheinlich kennst Du seinen Vater .

In manchen Stellen, besonders in den Gedichten glaubt' ich Dich zu sehen u zu lesen.

Daß Reichthum von reichen kommt , ist, wie mehreres, mir gestohlen.

Heute will ich nichts gesagt haben, sondern ich will erst meine Meinung sagen, wenn ich mit dem 2ten Theil fertig seyn werde.

Grüsse mir doch die Platner; wenn Du willst versicher' ihr, was ich Dir hiemit versichere, daß ich oft mit Verehrung an sie denke.

Sei gesund Thieriot und mein.

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. März 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1244


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 243
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl., 2 S.

D: Abend-Zeitung, Nr. 3, 4. Januar 1843, Sp. 20 (nur kurzer Auszug).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 6. März 1802, Sonnabend
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 13. März 1802, Sonnabend