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Bayreuth, Dienst. 13 April 1802.

Mein Thieriot. In Meiningen mußt' ich also ohne Sie glücklich seyn !

Schon 14 Tage bin ich's daselbst gewesen und zwar so sehr, daß ich wünschte wir hätten den Winter anstatt den Sommer vor uns, weil ich nach einer so vergnügten Reise wenig Lust habe wie z. B. nach meiner Leipziger – eine neue anzutreten.

Unsers Richters zweite Seele, die sich gerne zur ersten machen möchte, das zu seyn sie auch verdiente, seine zu gute Caroline sollten Sie so ganz kennen, wie seine erste und Sie würden sie auch so lieben, so verehren und so achten wie ich.

Wir haben Vieles von Ihnen gesprochen, Thieriot und recht vieles.

Die wenigen Menschen, die Meiningen hat, von denen ich obgleich wenige u zwar die Ersten kennen lernte, gefallen mir; aber die Rechnung |2 die Richter für Ihre 2 Hälse gemacht hat, scheint mir nicht ohne den Wirth gemacht zu seyn .

Richter erzählte mir, daß ohnlängst sich in Paris 100 Virtuosen, an einem Tage, auf der Geige, vor einer dazu niedergesetzten Comission haben hören lassen.

Das fleckt! was halten Sie auf eine Einrichtung dieser Art?

Auch über meine Kuppelei hab' ich mit Richter, der beide Gegenstände derselben kennt und den Ihnen Unbekannten sehr achtet, gesprochen.

Er meinte, es wäre zu wünschen, daß Sie einmal – d. h. bald nach mir – in Regensburg zu sehen wären und gesehen würden; was meinen Sie, Thieriot?

Ich bin, wider die Absicht Ihrer, aus Ihrem Brief klug genug geworden und etwas stiller leiser obgleich nicht stille.

Von Deiner Hand soll das seltene, fürs |3 Seltene d. i. fürs Wahre, Grose, Schöne und Gute "lodernde" Wesen nur eine Abschrift aus u v. der meinigen, noch v. Deinen letzten Worten an mich bekommen und sonst nichts.

Für dies Wesen reichst Du genug und auch für den Kuppler, und Dein sogenannter Reichthum ist für beide ein großer Überflus; aber – ich dachte an den zu sehr reichen und zu sehr geitzigen Vater desselben, als ich Dich nach diesem Überflus zum Überflus fragen mußte .

Reden möcht' ich wieder mit Dir, Thieriot und das recht bald.

Wie steht's u wo stehts mit Deiner Pariser Reise?

Könntest Du, wenn Richter u Caroline wieder aus Leipzig sind , denn nicht auch heraus gehen und zu mir?

Thu's, Thieriot und sag' mirs in Deinem ersten, nächstens zu erhaltenden Brief zu.

Lass Dich nicht noch öfter darum bitten; ich hole Dich in Hof ab.

|4 Ist's den wahr, daß Godwis Vater ein todter Brentano ist ?

Ich will Dir schon noch viel dancken über für dies Buch u noch meine Meinung sagen über Godwis zu freie Liebe.

Vergangenen Donnerstag hatt' ich einen leeren Lehrer / Weiss und 3 dergleichen Jünger aus Leipzig als Fremde bei mir und als Fremde verließen sie mich – ja ich glaube so gar, daß ich's Ihnen so gar auch geworden u geblieben bin.

Thieriot, verschaffe mir für 4-5 Thl gute, neue, leichte Lieder mit dem Klavier begleitet, für ein Mädgen v. 12-13 Jahren, dem ich sie schenken will u schicke mir sie durch die Post.

Die Leipziger sagten mir, daß auch die Dorothea Weisse krank gewesen wäre; was macht denn Vater u Tochter?

Wo bleibt denn Dein "Nächstes mehr"?

Gieb mir sie bald Deine Hand, Du giebst Keinem mehr, vielleicht Keinem so sehr viel wie mir in u mit Ihr. Leb wohl!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emil Thieriot. Bayreuth, 13. April 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1248


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