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Meiningen 30. Apr. 1802

Emanuel! – Erst 2 Tage hab’ ich Ihren Brief u. ebensolange erst das frühere Postskript an dem Richterschen nebst Briefen vom Hause und dem Titan . Es war ein Freudentag.

Nur über die Verspätung des Pakets auf der unrechten Post mußt' ich mir, besonders bei Stellen, die baldige Antwort gefoderten hatten, mit einigen Flüchen helfen, die mir schon vorher, in der Zeit des Wartens, nichts geholfen – So ärgert michs noch arg genug, daß ich Eure Commißion v. Liedern nicht besorgen u. nicht beantworten können – jetzt ists wohl zu spät?

Ach, Lieber! wie ist man hier glücklich! Aber ich bins freilich zu sehr u. zu lange, da ich es durch Nichtsthun (zwar der Stand der Unschuld) nichts verdienen kann. |2 Etwas wird wohl gethan auf der Geige – übermorgen z. b. geb ich Conzert – aber das füllt mich hier sowenig wie den Beutel. Verdammich! man hat mich bisher (selber der Herzog) für einen Dilettante angehört nicht wegen des Spiels, sondern der gleichnamigen Leipz. Handlungsfirma wegen.

Die wenigen Menschen von unter den wenigen Meiningern gefallen mir auch – aber ohne Richters wären sie mir doch zu wenig.

Sey Du nicht zu gut, Emanuel, zu weich, mein’ ich, für Halbgute – für Weiß’ens , für Mädchen, für Thieriots etc

Caroline ist gut.

Für Godwi wirst du mir wohl danken, im andern Sinne nämlich. (Der Mann soll kein Todter seyn.)

ist keiner beym Teufel R.

Der Vater Weisse gab mir an den Emanuel, als in Meiningen, |3 noch viele Grüße mit – er hatte schon vor seinem Rükfall im März einen Brief an Sie angefangen aber mit der zitternden Hand nicht vollenden können. Ich verließ ihn in der langsamen aber entschiednen Genesung. Seine Tochter lag noch nicht gefährlich, glaub’ ich. Ich habe um Nachricht nach Leipz. geschrieben.

Mit der Pariser Reise stehts fatal, denn es steht noch.

Die Leute antworten nicht und geben viel Hoffnung. Am Ende reiß ich durch u. reise gerad hin. Vollends, wenn Du noch mitreisest!

Für jetzt, lieber Emanuel, geh ich auf 2 Tage nach Bayreuth – wenigstens reis’ ich noch künftige Woche von hier nach Hildburghausen u. von da nach Coburg, um daselbst etwas zu machen u. darauf eben die Lustfarth nach B. |4 Schreiben Sie mir wo möglich sogleich wenige Zeilen hierauf nach Meiningen abzug. b. Richter, wo ich sie vielleicht den Donnerstag noch erhalte kann oder doch bald nachgeschikt bald in Hildburgh.

Also nach Regensburg müßt' einer?

Adio! Richter und Caroline grüßen freilich, aber sonst in der Eil nichts.

Thieriot

Endlich komm ich auch einmal zu einem Briefe an Sie, den ich schon so lange schreiben wolte. Noch ein zweites tausend Dank für das Seelenbier – Dank für die den Schilling der Dose, der selber eine verdient . Sie senden ihn in Laubtl. od. 24 X. od. Ld. durch eine Freundes Gelegenht (H. v. Kiensberg z b) u. ziehen alle meine Schulden davon ab. – Auf Ottos Schreiben pass’ ich sehr. – Thieriot führt ein frohes Leben alhier und bekomts nur bei Ihnen besser; –

Leben Sie recht wohl. Ihren H. Bruder grüss ich dankend.

R.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot und Jean Paul an Emanuel. Meiningen, 30. April 1802, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1249


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Textgrundlage

H: SBa, OFS.Autogr. R 1(1802.04.30
1 Dbl. 8°, 4 S. 3½ S. von Paul Emile Thieriot, ½ S. von Jean Paul. Auf S. 1 vfrH: Ein Brief Thieriots. Von Richter nur der Schluss.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 1, S. [7]–[8] (unvollständig).

D: Abend-Zeitung, Nr. 3, 4. Januar 1843, Sp. 20 (nur sehr kurzer Auszug).

3. Abt., Bd. IV, Nr. 266
Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emil Thieriot. Bayreuth, 13. April 1802, Dienstag
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 4. Mai 1802, Dienstag