Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 10. Dezember 1818, Donnerstag

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Guten Morgen, mein Emanuel und Nichtweltmensch! Haben Sie Dank für Ihre Wünsche und für alle Aeußerungen Ihrer Liebe und Güte, und erlauben Sie mir immer, daß ich diesen Dank aus drücken darf durch einen ewigen Widerspruch gegen Ihre Weltmenschheit. Den haben Sie schon selbst eingelegt, indem Du, Alter! die Worte Pestalozis angeführt hast, der auch kein Weltmensch ist und den Du an Klarheit bei weiten übertriffst. Daher mußt Du auch Deinem Freund, der noch unklarer ist als Pestalozzi und dennoch einen gewißen (wenn auch kleinen) Weltkreis mit einiger Klarheit übersieht, ohne die Fähigkeit zu haben, seine Anschauungen mittheilen zu können; diesem Freunde mußt Du, Nichtweltmensch, erlauben u ermuntern, Dir zu |2 zurufen: Christus u Belial passen nicht zusammen! Dies thue ich auch unter Grüßen im Namen und aus Liebe zur guten Flora (deren Schmerzen meinen gestrigen, stillen Wünsche beschweren und verursacht haben mögen) weil Dich diese, zu Euerm beiderseitigen Glück, immer mehr geistiger Weise begreifen lernen muß, um Dich recht recht eigentlich auch dann zu verehren, wenn Du gesellschaftliche Geschmeidigkeit u Nachgiebigkeit nicht auf Menschen ausdehnst, die es nicht verdienen. Nimm es übel, Edler Emanuel! daß ich so spreche; aber verwirf mich nicht!

Deinen alten getreuen
Otto

Zitierhinweis

Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 10. Dezember 1818, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1357


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
Billett, 2 S.


Korrespondenz

Präsentat: Vom 10t Dec. 18 | 12 — beantw.