Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 1. Februar 1822, Freitag

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Guten Morgen, mein Emanuel! Es thut mir leid, daß Sie sich u daß ich Ihnen so viele Mühe gemacht habe. Mein Wunsch u meine Bitte war blos, daß Sie, als mein gütiger u wohlwollender Vormund, mir bestimmen sollten: erhebe jährlich so u so viel! Uibrigens ist Ihr Rath vortrefflich u ich werde ihn überall mit der größten Folgsamkeit nachkommen.

Als ich gestern von einem Aufsatze sprach, den Sie allenfalls lesen möchten, meinte ich nicht die, an den Minister abgegebene, Erklärung, sondern den, welchen ich beilegen will, u der die eigentliche Geschichte meiner Verhandlungen mit Barth u Roth enthält, wobei sie mich wegen des Titels: Ceres, verspotteten, und als ich in meiner Noth äußerte, daß ihn Richter angegeben, erwiederten: "Ei was Richter! – Baiersches Wochenblatt!" Dabei erwähne ich, was ich oft schon sagen wollte, daß mir Ihr Titel-Vorschlag: Osiris, ungemein gefallen; daß ich schon einen vorläufigen Entwurf zu einem einleitenden u erläuternden Aufsatz zusammengestoppelt hatte, |2 und blos deswegen den Titel (den der Minister eben so, wie die nachfolgende Abänderung gebilligt hatte) fallen ließ, weil ich den Haß gegen die Isis bemerkte und an die sogen Verbindung von Isis u Osiris, die so gewöhnlich, als die von Kastor u Pollux, wie ich in München Spix und Martius auch deswegen nannte, weil man eben so wenig Pollux u K., als Mart. u Spix sagt. Ich theile Richter nicht gern etwas mit, weil er fremde Geheimniße nicht ehrt, obwohl eigene anvertraut, u weil das, was er auch die hohe Frau, seine unvergleichliche Gemahlin, erfährt u andern hohen Frauen mittheilt. Ich will dennoch, die Erklärung beilegen, können Sie machen, daß R. Niemand etwas davon sagt: so ist es mir lieb. Aber einzig u allein für Sie lege ich die zwei neuesten Zeitblätter bei, worin der Anfang eines Aufsatzes von mir ist, wovon ich Sie aber Niemand etwas zu sagen bitte. In meiner Journal-Noth fiel mir in München (als ich nach Stoff vergeblich haschte u de um denselben eben so vergeblich bat) erinnerte ich mich an eine alte, Englische, schlecht übersetzte Monatsschrift v. 1751, die sich unter meines Vaters Büchern befand mit dem Vorsatz, daraus einige Pfauenfedern auszurupfen, und gerade jetzt vollende ich einen kleinen Aufsatz über die Sparsamkeit, den ich dem Herder noch entgegen sagen wollte.

Zitierhinweis

Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 1. Februar 1822, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1385


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
Billett, 2 S.


Korrespondenz

Präsentat: 1ten. Febr. 22.