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Bayreuth, 1 Oct. 1802.

Mein Thieriot! Vergangenen Sonntag erhielt ich zu erst Deine Copie, Du Original ! mit Deinem "stämmigen Wikelkind" und Du und Die und Das machten mich so froh, daß ich die Nachricht eines leib / seelhaften Wickelkindes Ankunft ganz geniesen konnte, die aus dem Schoose unserer Caroline – in die Arme unsers Richters am 20ten Sept. glücklich erfolgte, ganz geniesen konnte, sag' ich Dir.

Möchtest Du auch recht froh sein, ehe Du meine Hand in die Deinige nimmst, damit Du recht viel Freude Dir zutheilen könntest, so viel wie Du mir zutheiltest!

Das Kind soll, weil der Herzog Path sein will und der Regim. Quartiermeister es sein soll und auch mit Georg heißt: Georgine heißen.

Am 3ten Oct.

Ich bin Deinem Willen zuvor gekommen und Dein Brief war schon geküßt, eh' ich ihn erbrach; aber ich bin ihm doch auch nachgekommen .

|2 Nicht nur den Kindern Israel hab' ich durch einen Theil Deiner Köpfe und Musick Freude gemacht, auch der Amöne hab' ich Einiges von der letztern gegeben und das Meiste hab' ich noch, um es wahrscheinlich noch etwas zu haben und einen Theil davon zu verschicken.

Du hasst mich gewiß angeführt, mein Thieriot, oder wenigstens um Vieles Dich.

Die Zierla will recht fleißig seyn und Dir wenn Du kommst gefallen .

Es ist Schade, daß sich diese Mädchens schon nicht mehr ganz rein (über Etwas) freuen können und ihre Freude schon so viel aufs Sinnliche neiget, was sich leider! beim andern Geschlecht noch eher, als beim ersten einfindet.

Unsre Ottos sind Gottlob! wirklich viel glücklicher und glücklicher, als sie's wissen .

Ich freue mich mehr darüber, weil ich bemerke, als ich's merken lassen darf.

Deine überschriebenen u umschlagenen Pariser Fußgänger hab' ich Otton überschickt; aber sie haben nur mir Spaß gemacht, ich denke, weil ich ihn verstehe.

Als ich b. Uhlfelders erzählte, daß Du |3 Dich am 15ten Vend. in Par. hören ließest : so sagte die Zierla"wär ich ein Vögelein, hätte zwei Fliegel"

Am Donnerstag will ich aber doch bei Dir seyn, Du Mein!

In der vergangenen Woche hat sich mit vielem Beifall, ein Bernburger KammerMusikus, Kiesewetter hier auf der Violine hören lassen.

Er sagte, er kenne Dich – nicht zu mir; kennest Du ihn? Auch seine Geige?

Richtern hab' ich die Veränderung Deiner Wohnung geschrieben.

Noch, Lieber, darf ich nicht mit Ernst an eine Veränderung meines WohnOrts oder Wohnlandes denken; aber wenn ich meine alten Aeltern ihr Wohnort u Land verändertn, dann erst.

Sonst bindet mich Nichts und soll und darf mich nichts binden.

Wenn Du nicht in Paris bleibst: so geh' ich so nicht hin.

Ohne Freunde oder Freund mag ich weder in der Welt noch in Paris leben.

Meinen Brf. v. 22ten v. M. wirst Du erhalten haben.

|4 Daß ich eilig u ohne Zusammenhang schreiben muß, das wirst Du deutlich genug sehen; aber ich schreibe doch an Dich!

Dein schwarzes Bild liegt vor mir und zeigt mir Dein weißes ganz weiß.

Sage mir bald (recht Vieles) wie dein Concurriren abgelaufen ist.

Morgen werden die General Unruhs – bis auf ohne den General selbst, der gerade nach Hof muß, Deine neuen Zimmer einweihen.

Es ist nähmlich der Sohn v. Leipzig hier mit seinem Hofmeister , der kein Meister ist, und ich geb' Ihnen einen Thee.

Nimm Dank, Alter! für die Mühe, die ich Dir und doch noch mehr Freude, die Du dadurch mir und von den Meinigen gemacht hast.

Aber ich lasse mir von Dir gerne viel Freude machen, wenn ich Dich auch zuerst plagen muß.

Behalte mich lieb, ich behalte Dich lieb.

Dein Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. und 3. Oktober 1802, Freitag und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1451


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