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Paris, 17. Oktober 1802, Sonntag

Nur mit diesem leichten eiligen Quartbogen davon Dich das die Couverthälfte leicht am meisten besten schon erfreuet haben kann, erwieder' ich Dein letztes ebenso fliegendes Blatt .

Emanuel!

Guter Mensch und Freund! Wir verdienten wohl beide ehe wir sterben, uns in Methusalems Alter zu theilen, zu sammen gleichen Theilen nämlich, oder vielleicht noch mehr eh man sich überlebt, einen guten schnellen Tod. –

Richter's Kind und die versehrte Caroline haben mich sehr sehr erfreut .

Georgine lautet nicht übel .

Ueberall so viele Specialia, Alter, als Du selber weißt – wenn Du auch kurz schreiben mußt.

Welche Musik ungefähr hat die Amöne, welche schikst Du wem u. welche die Kinder ? Wenn Du ihnen etwa die Ouverture du jeune Henry v Mehul nicht gegeben (was auch gar nicht nöthig war) so ist mirs nur leid, davon an sie geschrieben zu haben .

Die Köpfe intereßiren mich nicht so dringend.

Du thust mir wahrhaft Unrecht wenn Du glaubst daß ich mir welches thun dürfe

Eher die der Mädchen , aber so im Spaß |2 daß ich ihnen vielleicht schon zu viel gemacht – nach dem was Du mir schreibst. Du darfst ihn nicht so dort b. Ihnen ihnen fortsetzen wie mit mir. – Zierla scheint mir indeßen weniger sinnlich weich als die andre .

"Glüklicher als sies wißen" erkläre, wenn ichs wissen darf .

So hat mein Prob Muster Essai Tropfen v. den armen Otto nicht erquiken können!

– Daß kein Concurs war, hat Dir Richter doch geschrieben ? Ich habe noch zu studiren, wie u. ehe ich mich hören laße.

Ich kann mich keines Kiesewetters besinnen (Merke den kleingeriebenen Brodneid)

Mit Wohlgefallen bemerk ich wie ich an innrer Kraft wachse – ich schüttle jetzt ab, was wie ich sonst nicht konnte wollte , wenn mich etwas verdroßen und weich dumm hinbrütend machen will.

Richtern hab ich eben "einen der allerletzten und kürzesten Briefe, mit von 70 unsichtb. Beziehungen in jeder Zeile und doch mit einer auf die andere, kurz von Richter selber für die Nachkommenschaft von Richters" unfrankirt übersandt . Schreib ihm das alles, Freund, und dazu, daß Er Dir den Brief nie geben dürfe.

Selig wär ich – erlaube mir noch – ihn diesen Brf "mit seiner verdrießlichen dummen Art (die meistens mein Ideal u. Lineal beim Schreiben war)" unter Uns in Baireuth lautlesen zu hören.

Adio, mein Emanuel. Schreibe bald hierauf.

Th.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Paris, 17. Oktober 1802, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1454


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 4°, 2 S.


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. und 3. Oktober 1802, Freitag und Sonntag
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 31. Oktober 1802, Sonntag