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Bayreuth, 22t Nov. 3

Prächtig wars, Thieriot, das Entgegenspringen der Silli und – diesem entgegen – das ehrliche, natürliche, ruhige Sitzenbleiben Deiner Tante !

Deine ehrbare Famille breitet sich ziemlich aus:

Der Vater in Bayr.

Die Mutter in Trabelsd.

Schwester in Regensb Coburg , u

Tante in Regensbrg.

Die aufsteigende und Nebenlinie will ich mir gern gefallen lassen; der liebe Gott gebe Dir nur keine so weit- und herumläufige absteigende!

Nun schmeckt mir mein Alleinessen pp auch wieder, nur das Alleinlachen schmeckt mir noch nicht.

Vorgestern kam der lange Bader gleich nach Deinem zweiten Brief ; ich war noch überm Lachen darüber noch unter seinem Messer.

|2 Ich sagte wahrlich kein Wort. Als er aber v. mir zu meinem Bruder oben hinauf und über dessen Bart gieng, sagte der Bader zu ihm: "Von Herrn Thieriot muß Brief gekommen seyn".

Dieser Spaß bei Gelegenheit Deines Briefs freut mich so sehr, als einer in einem und als mich die auf ihnen nicht freuen.

Hilft denn alles Reden bei Dir nicht viel?

So hättest Du zwar Recht gethan, daß Du zur Hofräthin gezogen; allein nur Du Beständiger Unbeständiger selbst hättest es v. hier aus abschlagen müßen ohne mein Wißen; Dein Widerwillen hätte mit meinem Fürwillen zu erst wie zuletzt vorher Eins sein müßen.

Auch über Dein Vorlesen will ich Dir bei dieser vorlesenden |3 Gelegenheit so gleich etwas vorlesen.

Wer wird denn einer Frau in vorseienden Umständen – ohne nur auf einen andern Umstand zu denken – u wenn er gar noch so teuflisch gut lesen kann wie Du, T.! – den Karfunkel vorlesen?

Wenn – wie es bei Dir zu vermuthen, denn was weißt Du v. einem andern Sinn – wenn "häuslich" viel zu Hause sein ausdrückt: so mag Dirs freilich oft zu häuslich zugehen, zu Hause.

Du sollst Alles was Du hier nicht mitgenommen hast noch nachnehmen.

Meinen Herrn u Frauen Gevatterleuten in Cobg. hab' ich einen kleinen Bericht über meine Thieriotische Kopie n. Regensb. abgestattet, blos als Nachtrag und Abtrag zur Geschichte des Hemdleingens .

|4 Ich danke Dir für Deinen Dank, für meine Jette.

Uhlfelder dankt Dir für Deine Nachricht; dessen Kinder grüßen Dich auch.

Meine "liebe" Caroline III , welche mir eine herr- u herzlich en e Brief Antw. geschrieben, grüßt Dich.

Herder ist besser.

Noch ist nichts zu oefnen f Dich angekommen.

Mit dem Büchergeschmack Deiner Tante bin ich sehr zufrieden, schon dieserwegen mit, daß er nicht ganz nach Deinem kalten ist, Du Nochheißer!

Grüß Alles!

Vergiß die Hofräthin, den Fritz, die Silli, den Braun und, auch die Tante nicht, ich auch nicht.

Dieser Brief ist kopirt.

ADieu!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emil Thieriot. Bayreuth, 22. November 1803, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1505


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.