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Bayreuth, 7 Dec. 1803.

Thieriot! Sag mir doch wenigstens wenig von Regensburg, wenn Du mir noch nichts von München zu sagen weist.

Man hat Dich in R. "lieb gewonnen" und daher mußt Du mir einen Grund Deiner eilenden Abreise angeben, wenn Du willst.

Am Freitag bekam ich die Nachricht v. Deiner Ankunft in München, mit einem Auszug, aus Deinem Brief, v. d. Jette und am Samstag Deinen lieben Brief selbst.

Dein "Cobg. 4t Oct 1803. In der Poststube." hat so gar, nach 2 Monaten, meine Stube erreicht.

Warum ist denn "das, gerade, das Satanische," was Du hernach für Dich kopirt hast, könnte denn das nicht auch das Göttliche seyn?

Les extrêmes, würd' ich sagen, Dieu et les diable, se rencontrent dans l'homme , wenn ich nicht ein Deutscher wäre.

Es giebt – darüber sind wir längst einig – so viel Götter als Menschen und so viel Menschen als Teufel.

Dein Gott ist mein Abgott und mein Gott ist nicht Deiner, sondern meiner. |2 Nur die Götter selbst kennen u können keinen Teufel und müßen alle Einen Gott haben.

Gott ist also nicht – wie Du kopirst – "zerstückt", sondern ganz in jedem Menschen. ganz

Das ist eigentlich die göttliche, heilige Einigkeit, die sich mit der teuflischen menschlichen Uneinigkeit, in dem Menschen vereiniget, um ihn stets mit sich selbst und mit allen Menschen in einer uneinigen Einigkeit zu erhalten.

Vergleich das mit Deiner Kopie und Du wirst finden, daß wir, Du u ich einig sind.

Und also kein Wort mehr.


Den freundlich-väterlichen Freund , den Du von Ao. 1 her hast, den gönn' ich Dir und Der ist Dir gut, recht gut!

Eine so gute Meße wirst Du so leicht nicht wieder machen, mein Thieriot, und auch ich nicht, wie jene zu Michaelis.

Aber die Menschen – so glaub' ich's – die Du findest, müßen Dich suchen.

Gut sein und Menschen finden kann jeder Mensch; doch die schwerere Aufgabe ist, gut bleiben und Menschen behalten.

Gestern ist in Cobg der kleine "Max Ernst Emanuel Richter" getauft worden.

Könnt' ich Dir sie bringen, Du müßtest meine Briefe v. Richter , Caroline u Ernestine lesen, Du möchtest wollen od. nicht.

Koste nur ein wenig:

"Spas u Goldvögelgen! Hier ist der Wechsel; zu 100 f rh hab' ich den BierJammer gerechnet (was zu viel ist, trink' ich nach)." p

"Ihr Bier erquikt mich wieder. Ich trinke gemeiniglich 3. Minuten nach dem Abladen dav. u fahre fort, so bald das Bier nicht mehr fortfähret. " p "Schroeder traf mich so, daß meine C. vor Freude aufschrie. Sie sollen auch einen Kupferstich dav. haben." pp "Die gute Schwendler hat durch den Tod ihres Vaters 20000 Thaler erlebt." p

"C. liebt Maxen fürchterlich; doch ich die Emm. fort. M. wird täglich schöner, sieht meiner C. ähnlich, schneidet aber 100 pp Gesichter, wird viell. ein Komikus" pp "es ist ein Herkules wie ich" denket man. In der That mein Gesicht ausgenommen u ein dummes, hat Max jedes" "C. ist rein gesund. – pp Mit dem Bier bin ich volendet condentirt contentiert, ich meine die Qualität. Der alte Thieriot empfange Grus und Wunsch."

"Aber hier sei mein Ehrenwort – u liessen Sie mich verdursten – daß ich nicht eher Ihnen wieder schreibe als bis ich die Bierrechnung deductis deducendis habe. Ihr

Ihriger"

"Das Blatt (No. 141. v. ihm / üb die allemannischen Gedichte , erhalten Sie bei nahe mit mir – da komts eben – Sie oder Otto könnens behalten"

– "Wüsten Sie, wie ich schweige, oder nur fliegende Seiten – oft Blätter aus schicke, so würden Sie erstaunen über fliegende (2) Bogen."

|4| "Nein pp lebt nicht mehr, wieder holten wir nach einander p"

"EwigpC...."

" pp "Sie sind auch ein Mann"

Er..."

Willst Du mehr, Thieriot?

Ein ander mal.

Heute leb wohl!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 7. Dezember 1803, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1509


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