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Bayreuth, 9. Jan. 1804

Endlich konnt' ich doch von Deiner guten Erlaubniß, Thieriot, gut Gebrauch machen und Deinen guten, herrlichen Mann-teufel Brief eroefnen und lesen.

Lange hat mich kein Brief so rein gefreut, als dieser Deines Ottos.

Schade ists, daß er so klein schreibt.

Wie soll man denn im Alter einen so geschriebenen Brief lesen? im Alter, wo man keine neue weder mehr geben noch nehmen kann?

Giebst Du mir Deinen Brief an ihn wieder zu besorgen: so will ich s ihm selbst sagen, daß er (beinahe) lieber weniger und noch weniger schreiben soll, als so klein. Aber Du mußt seine Addr. genau angeben.

So viel weiß ich, gehörte dieser Brief mein, ich würde mir ihn auf der Stelle kopiren, so wie alle die ich bekäme.

Lies was ich für gute Zulage bekommen. (Merkst Du meine doppelte Kopirabsicht?)

"Wenn mit der kurzen Addresse, die |2 mir Freund Thieriot für seinen Freund Emanuel geschickt hat, diese Worte Ihnen richtig zu kommen, so ist mir das eine gute Vorbedeutung, für die Aufnahme, die sie bei Ihnen finden werden. Das was Sie mir auf Thieriots letzten Briefe schrieben, waren ja gar nur Nahmen und mir doch lieb, weil Sie mir durch Thieriots Briefe u Jean Pauls Schriften (?) lieb sind. –

Übermorgen ist NeuJahr! – da feyern ja alle guten Menschen ein gemeinschaftliches Fest und auch die Unbekannten begegnen sich in frommen Wünschen für einander.

Leben Sie froh im neuen Jahre! – Ich kenne Ihre nähern Verhältnisse nicht und weiß nicht, ob ich auch für Ihre Weib und Ihre Kinder wünschen. (Der Kopist wünscht es herzlich daß Dus könntest) – Wer auch Ihnen nahe ist (lies aufmerksam, Thieriot) – er werde Ihnen näher und lieber – und die entfernten und Unbekannten – nicht ferner und fremder.

Decembr. 1803.

Otto Manteuffel"

Siehest Du, mir naher, so Viel verdank' ich nicht J. P. Schriften, sondern Deinem Schreiben.

Durch diese Abschrift trag' ich also |3 blos eine kleine Dankbarkeit ab.

Schick mir aber doch aus Erkenntlichkeit Richters Brief , den ich Dir vor einigen Tagen geschickt habe, damit ich ihn noch zehen Mal lesen kann, da ich es noch nicht einmal ein Mal recht gethan habe.

Du sollst ihn gleich wieder haben.

Wol hab' ich den fremden und Deinen eigenen Beifall in seinem ganzen Reichthum, den Du mit Deinem Münchner Konzert ein erndtest, mit Dir getheilt; aber die arme klingende Erndte, die Dir die Spitzbuben ließen behalte zu Deinem nöthigen Zuschuß und Stadelgeld- od. Taschen- u Naschgeld allein.

Wo steckst Du denn?

Unsre [...] göttliche Jette ist wieder besser und dieserwegen bin ich so froh und, seit einigen Tagen, so gut, so besser

ADieu, Thieriot!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. Januar 1804, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1519


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. München, 29. Dezember 1803 bis 3. Januar 1804

Mit Abschrift des nicht überlieferten Briefes von Otto Freiherr von Manteuffel an Emanuel vom 30. Dezember 1803.