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Bayreuth, 27. Jan. 4

Thieriot! "Du bist doch ein prächtiger Junge, daß Du Dich so fahren lässest!" sagte kürzlich mein kleiner Mann , zu seinem Spielgefährten, den er selbst im Schlitten fuhr, beim Abruhen davon, indem er den Jungen um den Hals fiel und küßte.

Auch ich falle Dir um Deinen Hals, auf dem Du mich ohne dies stets haben mußt, und sage: Du bist doch ein prächtiger Mensch, daß Du Dir so herrlich, so melodisch träumen lässest und küsse Dir Deine rechte Hand dafür.

Wenn diese gute so fortfährt sich und mich zu bessern: so werd' ich mit der Zeit Ottos Willen vollziehen und Dir recht viel Schönes für und über Deinen Traum sagen können.

Zu erst hab' ich Alles gelesen, hernach Ottos; hernach hab' ichs Uhlfeldern vorgelesen, dann hab' ich es gelesen und Richtern geschickt .

|2 So bald mir der Traum wieder vor die Augen kömmt: so will ich ihn, wenn Du ihn viell. wieder haben wolltest, zu erst ein wenig kopiren.

Du bist doch bei Deinem Traum besser daran wie Joseph, da Du Deine Freiheit – nicht dadurch – dabei erhältst .

Oder machst Du Dir nichts aus dieser Erhaltung?

Ich hoffe, daß Dir die Jette diese Zeilen wird noch einhändigen können .

"Emé" mag ich nicht und "Aimé" lieb' ich nicht und auch nicht mehr über diesen unbedeutend gewordenen Gegenstand mehr ein Wort zu schreiben.

Hab Dank, lieber Komißionär, und gieb nun Deine Komißion der Zeit ab, die macht Alles gut, wenn hier vielleicht noch etwas auszubessern wäre.

Ich bin ganz satisfezirt, ganz; wenn Du glaubst, daß es nöthig wäre, sags der Mutter.

|3 Zeig dieser von mir was Du kannst und willst; ich kann ihr selbst nicht mehr zeigen, als was man zeigen kann.

An Manteufel werd' ich schreiben.

Meine Briefe hab' ich vor dem Deinen erhalten.

Ich war traurig, daß sie beinahe nackt und blos ankamen; wären sie wirklich ganz so angekommen, wär' ich viell. zufriedener gewesen; denn ich habe Nichts od. einen Brief erwartet, da mir es schien als gieng es in Regensb. wieder nicht gut und als wenn für mich absichtlich die ganze Stadt gesperrt sein sein sollte.

Richter mußte 1 Thaler ähnliche Strafe wie Du vor Erfurth bezahlen und bewirkte dadurch eine lindernde Abänderung des Gesetzes. Alles beschreibt er mir. Zwei Jungfrauen waren seine Ankläger.

Leb wohl und lieb mich fort auch in Wien; ich meiner Seits will Dir nie etwas schuldig bleiben als – Liebe!

Dein Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 27. Januar 1804, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1528


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl. 8°, 1½ S. Auf S. 4 und 3 des Briefes von Paul Emile Thieriot an Emanuel vom 24. Januar 1804.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Regensburg, 24. Januar 1804