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Bayreuth, 13t Febr. 5.

"Mumsens und ich grüssen Thieriot. M. will an Th. schreiben, es ist aber nicht Alles wahr, was er sagt.

Sonnabend war ich mit M. in einem Liebhabertheater, bei einem gewißen Herrn Flor ."

So schreibt mein guter Hamburger.

Am 17ten

Guten Morgen!

Gutes Jahr!

Gute Welt!

Gutes Leben!

Heute will ich nach meiner Art bei Dir seyn, mein lieber Thieriot!

Schreiben braucht' ich Dir zwar gewiß heute nicht, wenn ich Dir blos sagen wollte, daß ich bei Dir sey; aber so bald man nur Lust zum Schreiben hat, dann hat man schon auch etwas zu sagen.

|2 Wahrscheinlich hab' ichs heute besser getroffen, wie Deine Offenbacher: ich kann Dich doch jetzt um ½ auf 8 Uhr schon anreden; das können aber Deine Nahen noch nicht; denn Du steckst gewiß noch in ½ Douzend Gänsen oder in einigen Douzend Pferdeschweifen, wenn nicht gar in kurzem Stroh.

Sei Du wo Du willst, sei nur recht froh und recht vergnügt!

Lange hast Du diesmal nicht auf Antwort aufsehen brauchen, Du hast Sie wohl auch noch am 8ten bekommen .

Überhaupt scheint mir die Einrichtung, daß die Offenb. Briefe durch Offenbach gehen müssen sehr sonderbar.

Deine Einrichtung gefällt mir sehr bei Deinem Schreiner.

Nachmittag

Wenn er recht ordentlich ist Dein Hausherr, bitt ihn, daß er sich bisweilen ein wenig in D s einem Zimmer umsehe, ob Alles recht ordentlich darinn ist und zu rechter Zeit.

|3 Ich freue mich schon auf die schöne und reine Aussicht, auf die sie mir eben fehlt.

Noch kann ich Dirs nicht sagen, wann ich komme , denn mir hats noch kein Sterblicher gesagt, ob ich gewiß kommen kann.

Seit dem mein Hamburger es ist, sehe ich erst ein, daß mir das Zuschliesen meiner Stuben- und Hausthüre etwas weniger erleichtert wird.

Vor Ostern komm' ich gewiß nicht.

Acht Tage vor meiner Ankunft sollst Du es wissen, da kannst Du mich dann hinlogiren wohin Du willst .

Caroline u Amoene wollen mich heute schon wieder besuchen – Du weißt es, daß sie erst vor 8 Tagen froh mit mir, bei mir waren – und in dieser Erwartung schreib' ich Dir.

Mein Uhlfelder hat mich heute im Namen Jetten und seiner mit zwei herrlichen Hiazinthen, in zweien Töpfen, angebunden.

Da ich so gerne vieles von Dir lernen möchte: so lerne Du auch etwas von mir.

Wenn ich Dir auch einst wieder sagen |4 sollte, es gebe eine Stunde, eine Zeit die, eine Woche die, ein Monat den oder vielleicht ein ganzes Jahr das ich nicht verlebt und lieber verschlafen haben möchte: so erinnere Du mich nie an diese Stunde, Zeit pp.

Willst Dus merken d. h. lernen?

Die Weisen in Israel haben nur dann den Trauernden getröstet, wenn er laut wurde und in dem er zu klagen anfing: nicht vor- und nicht viel nachher.

Nach Deinem Willen sollt' ich, des besten Briefwechsels wegen, auch einen Ortwechsel – ohngeachtet des besten Billetenwechsels – vornehmen, sobald er den seinigen mit dem meinigen verwechselt: was g e ä b' es denn im Wagen zu wechseln?

Ich möchte Dich nur als unser Beider GastWirth sehen!

Ich lies Dir dann ein Schild zum Andenken , doch kein Thümelisches .

Das Frauen- und Kindervölklein bleibt lange ausen.Die guten Welzels in Wonsiedel grüssen Dich.

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 13. und 17. Februar 1805, Mittwoch und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1578


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