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Off. 22. März 5

Grüße den herrlichen Hyazinthengeber , und frag ihn, ob er es denn übel genommen (aber ich kann Dir schon antworten, daß er es gut genommen) daß man ihm zumuthet, Dich zu dem Offenbacher zu begleiten , und ob er auch ausruft: "Ich möchte Eu Si ch Sie ihn nur als unser beider Gastwirth sehen!"

Richter sollte (wenn es nach mir und der Mäßigkeit ginge) dann gar zu Fuß nachfahren, weil er sich unterweges besonders in Würzburg zu verhalten hat. Für 8–14 Tage, meyn' ich, könnt' er sich hier amüsiren, und die Andern h H iesigen wohl noch länger. – Ich z. B. sehne mich wieder sehr nach ihm, aber darnach fragt er nichts.

Deinen Brief bekam ich an seinem Geburtstage , gestern, und Alles war froh bei Dir. – Abends (die Hiobspost hatt' ich schon [...] durch meinen Bruder) |2 trank ich noch sein Wohlseyn mit meinem d'Orville und seiner Frau nachdem ich ihnen als Hausfreund, aus dem Hesperus die Rattenjagd vorgelesen – bei Hofmanns les' ich aber jetzt den Shakspeare vor, das 2te im 2ten Band; Was ihr wollt , à trois in Bier, die ihm ihr Haus anbieten, wenn er herkömmt – ich hab es indeßen für meinen Bruder angenommen, der vielleicht doch noch mit seiner Frau bald herkömmt (elender Styl)

Emanuel! Grüße mir heute also Caroline Uhlfelder und die Voigt. Ich habe, so närrisch es klingen mag, bittre Reue, daß ich nicht vor ihr violinirte; weil sie (darin liegt der Vernunftgrund) es doch einmal haben wollte.

Ob der heutige Brief kommunizirbar seyn wird oder nicht, daran denke Du; ich denke an nichts.

An sich kann man zuviel korrigiren – eben so wie ich an meinen Kompositionen, und Richter, wenn er die Zusammenstellung leidet, an seinen – w a e nn man sich an die |3 Lebenstheile kommt, ich meine an die Nothwendigen Noten der Melodie, die jedes Individuum im Ganzen absingt, unbeschadet der ewigen Harmonie – ich meine ganz kurz: wenn man seine (gesunde oder kranke) Natur ändern will.

Und diese wird schon, wenigstens aufgehalten, durch jede Reflexion.Gott vor Augen, und Sich im Hintern, so allein kann ein Sich gedeihen.

Man suche also nur immer den Genuß den Anblik, die Gesellschaft d a e s Schöneren, so wird man es unwillkührlich annehmen in seine Natur verwandeln, und seine angenommenen Erbaulichkeiten darüber vergeßen und dadurch (zuweilen) vernichten, und keinen / (weniger) Kampf brauchen und keine / (minder) Aergerniß.

Mäkle nicht zu so viel an Dir, sagte mir mein Kanne in Carlsbad sehr weise –

"Du sollst nur die Mühe ersparen, Deine Sachen in Unordnung zu bringen" sagst Du noch weiser.

Das heist: Un Mis gewohnheiten muß man freilich notiren seziren und ablegen. Ich haße aber die Halbheitswörter: Zuweilen, weniger pp darum preßt' ich mich oben so stark aus.

|4 A uf n der Hofmann hast Du Dich vielleicht gar nicht betrogen – nur ich werde will über diesen Punkt nicht klug aus ihr werden, und mache Dich am Ende selber unklug mit; der Himmel, der ihr diese Empfänglichkeit für Eindrüke gab, hat ihr übrigens die Gabe der Ausdrüke versagt, sie stottert ärger als ich, und erzählt zu meinem Erbarmen; was man nicht mit Brunnen-Winden aus ihr dreht, erfährt man nicht.

Thu mir also die Liebe, und bereue Deine Annäherung noch nicht.

Gute Nacht, Emanuel.

Thieriot

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 22. März 1805, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1584


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