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Off. 20. Apr. 5

Emanuel!

28. Abends

Emanuel!Ist Dirs denn auch lieb, wenn ich Dir nur 1 Zeile schreibe? Soviel könnt' ich heute vielleicht noch thun.

Ich lebe viel mit Dir, aber besonders eß' ich noch oft mit Dir, wiewohl manchmal an einer Kommode und stehend.Wie ißt denn Du?

Wollte Dich Gott schon hier! Mit der Hofmann – ich komme eben her – läßt sich reden und leben.

Verliebt bin ich, das ist gewiß, seit 3½ Tagen – aber nicht dahinein wo Du hin meinst und ich herkomme (etwas leibloseres von Liebe gäb es nicht – kaum gute Nacht geben wir uns – wir leben völlig wie Ehegatten. – aber wie geschiedne) sondern –

Stell Dir vor, ich habe hier einmal auch adoptirt, und Du bist Großvater, und mein prächtiger Junge heißt Dikt und ist der bekannte, nur stündlich liebere und 13jährigere Benedikt (Nenninger.)

|2 Sage mir aber, wie ichs anzufangen habe, den Flegel mit Vernunft lieb zu haben?

Gute Nacht. Wenn Du im Mai nicht kommst, so mach Richter kommen.

29ten

Guten Morgen, mein Urjunger!

30ten

- Ich bin heiß vernarrt in den Buben. Den ganzen Tag möcht ich ihn ansehn und von ihm angeschienen seyn – er hat einen Himmel in seinen Augen, denn im Uebrigen ist er doch / noch ein Aff und kein ausnehmendes Geig-künstlertalent, aber desto mehr anderes. Ich möchte mehr thun als ich kann, um seinen Bruder abzuhalten, ihn Kaufmannsburschen werden zu laßen.

Es geht so weit, daß ich Dir das noch schreiben kann (es ist aber mehr um dieß Capitel einmal zu expediren), da ich doch Eure Briefe seit gestern Nachmittag schon / erst habe und noch immer durchlese – – und noch immer zögere, der in ½ Stunde abgehenden Diligence ein Wort darauf mitzugeben.

Eine ruhige Stunde auf Deinem Zimmer gönn' auch ich . Aber läßt sie Dich ruhig? Ist sie nicht verworren? So sind ist wenigstens ihr Schreiben und Thun an die Hofmann.

Die Hofm., Freund, ist weder jung noch hübsch.

Warum mach ich Dich "besorgt", Herrlicher, und "Viel" besorgt? – Du weist doch, daß Du mich einen Brief erwarten läßest? – Mein Emanuel!

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 20. bis 30. April 1805, Sonnabend bis Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1589


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl. 8°, 2 S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 1, S. [61] (unvollständig).


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 24. bis 26. April 1805
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. bis 3. Mai 1805
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 14. und 17. Mai 1805

Präsentat: 15 Mai beantw. – Im Briefkopierbuch wird dieser Brief zu Thieriots Brief vom 20. April 1805 gerechnet. Allerdings sind beide Briefe mit verschiedenen Präsentaten versehen. Inhalt und einheitliche Form des vorliegenden Briefs sprechen gegen eine Zusammengehörigkeit; es ist daher davon auszugehen, dass der Brief vom 20. April als eigenständiges Schreiben vor dem vorliegenden Brief geschrieben wurde.