Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. bis 3. Mai 1805, Mittwoch bis Freitag

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Bayreuth, 1 Mai 1805.

Mein Thieriot! Als ich zu unsers geliebten Richters Vorschlag so geschwind meine Einwilligung gab, dacht' ich blos mehr an mich; unterdessen dacht' ich auch mehr an Dich und will Dir dieserwegen auch schreiben.

Willst Du uns sehen: so komme; aber des Königs wegen bleibe.

Richter will sich zwar den Auftrag geben lassen, Dich einzuladen; aber, wenn er ihn auch bekommet, bleibe doch.

Deine Zeit, Deine Mühe und Deine Kosten würden mich, obgleich nicht so viel reuen, als Du selbst.

am 2ten Mai

"Es ist kein Geld da, um ihn bezahlen zu können" war die Antwort, die Richter auf seinen Vorschlag, Dich kommen zu lassen, erhielt.

Caroline meinte, es wäre eine Sünde, wenn man Dich unter die Leute hineinstellte.

Achtzig Musikanten soll nämlich, |2 wie man sagt, Heinel zusammentreiben.

Vielleicht ist mein, oder vielmehr unser Abreden Dir überflüßig; aber es kann doch nichts schaden.

Ehre mich ein wenig – oder auch mehr – denn ich ehre Dich viel.

3ten

Unser Richter hat prächtige Ideen zu Festen und Feyerlichkeiten beim Empfang und Daseyn unserer Majestäten auf Verlangen abgegeben.

Nun will er auf meinen Vorschlag auch ein Gedicht fertigen.

Du sollst schon Alles zu lesen bekommen.

Wollte der Himmel, daß der König bei dieser Gelegenheit so viel für Richter thäte, daß er hier, oder wenigstens im Lande ruhig leben könnte oder vielmehr müßte.

Denn eine Pension dürfte er nicht im Auslande verzehren.

Täglich bekommt Richter a A lles in Bayreuth, selbst das Bier und selbst – was ich nie |3 geglaubt hätte – unsre Gegenden mehr satt.

Und doch bekommt er kein Bayreuth und dieses keinen Richter wieder, ich gar nicht und auch – warum sollt' ich denn mir nicht eben so gut Gerechtigkeit wiederfahren lassen? – mich gar nicht!

Sanftere und ruhigere Menschen giebt es nicht, als unsere Richters – überhaupt keine edleren, keine würdigern, keine moralisch höhern und keine unschuldigern.

In ihrem Haushalten ist dennoch ein eingeschränkter, prosaischer Emanuel – wenn auch vielleicht nicht immer erwünscht – doch nicht immer überflüßig – ia bisweilen nicht unnöthig.

Emanuel siehet es wohl ein und fühlt es, wie nöthig ihm dieses Haushalten ist, aber das Haushalten sieht nichts ein.

Richters nehmen mir viel mit fort, wenn sie fortgehen .

Könnt' ich einen Platz auf finden, wo Richters recht glücklich leben könnten, ich würde |4 ihn doch mit Freuden auf suchen.

Aber in diesem Augenblick möcht' ich an Deine Brust in Offenbach, um Dir so ins Aug zu sehen, wie ichs das erste Mal in meinem Zimmer in Leipzig gethan habe .

Spätestens im Herbst solls Gottwohl geschehen!

Wie gehts Dir und Euch?

In 14 Tagen werd' ich auf meinem Rittersitz sitzen .

Jette ist noch wohl. Stündlich erwart' ich die Nachricht ihrer Entbindung .

Uhlfelder grüßt Dich.

Die Schukmann ist Dir schon gut und will offenbacher Nachrichten.

Mein Hamburger ist wohl.

Leb Du auch recht wohl!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. bis 3. Mai 1805, Mittwoch bis Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1591


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3¾ S.

D: Abend-Zeitung, Nr. 13, 16. Januar 1843, Sp. 100f. (unvollständig, mit geringfügigen Abweichungen).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 20. bis 30. April 1805
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 6. bis 13. Mai 1805