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Bayreuth, 7t Julii 1805.

Mein alter Thieriot! Steckst Du vielleicht selbst in einem Aschentopf?

So schweigst Du ia?

Unsre Viere freuen uns Sechse sehr ; aber Dein fünfter würde uns jede Freude und jeden Spaß verderben.

Wenn's der Ordnung und den Geburtsiahren nach gehet, füllen wir natürlich die unsrigen eher, als Du nur daran denken wirst auf und ein zupacken; allein Du bist und wirst gerade dadurch der leidende Theil und schon dieserwegen möchte ich bei Dir da bleiben, Du guter, vielfacher Freudenschaffer!

Wie kamst Du zu dem 26t Jun 1805? Sag mir's.

Alles will Dir selbst, selbst danken.

Uhlfelders Dank liegt schon vor mir.

Dacht' ich ruhig, schon hoch am Tage, es denkt kein Mensch an Dich, als meine |2 Ottos mir eine schöne Tasse in Blumen gepakt mir zutragen ließen und Freude und Überraschung.

Meine Voigt (er ist sehr krank) dachte meiner und meine Caroline Bachof.

Und Du dachtest meiner so schön und so gut, mein lieber Thieriot!

Wie kann ich Dir genug danken?

Es wollte kein Mensch glauben, daß ich Dein Handlanger wäre und doch mußten sie's, da ich mich mit keiner Zeile legitimiren konnte.

Ich ging diesen Nachmittag zu Ottos und zu Richters, um Zeilen an Dich abzuholen, fand aber blos verschloßene Thüren.

Hätt' ich doch wenigstens Otto angetroffen, damit ich Dir das Richterische Gedicht schicken könnte, das er von mir hat.

Richter hat nur [...] E in Exemplar bekommen und das schenkt' er mir.

Daß die Pixis hier sind, das kannst Du aus beiliegendem Actenstück sehen.

|3 Sie gaben am 4ten dieses noch ein Konzert.

Uhlfelder erinnert sich nicht bei einem Konzert für Entree hier so viele Zuhörer gesehen zu haben, wie diese zwei mal hatten.

Den Klavierer hab' ich bei Uhlfelder gehört, wo er allein über eine Stunde spielte.

Der alte Pixis und die Söhne loben und lieben Dich, Deine Geige, Deinen Kopf und Herz.

Ich habe mir vom Jungen der Vater – ich sprach ihn nicht – sagte zu Uhlf. den Kleinen hättest Du sehr gerne gehabt – Dich schildern lassen; als er merkte, daß ich zu sehr aufmerkte brach er ab.

Das hab' ich schon gewußt, sagte mir die Schukmann, nachdem ich ihr die Stelle über sie und Hofmann hatte lesen lassen.

Hab noch vielen Dank, für Dein Andenken, mit dem Du mich so schön überraschtest und uns alle.

Ich küsse Dich und liebe Dich – wenn ich es noch thue – in 61 Jahren so heiß wie heute.

Emanuel

|4 1) Deine Kamaschen möcht' ich dem David

2) Deine Chemisettchen der Caroline für Richter geben, darf ich in Deinem u Gottes Namen?

E

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 7. Juli 1805, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1599


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S. und 5 Z.


Korrespondenz

A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. Juni bis 16. Juli 1805