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# Schlechte Späße laßen sich machen wenn man kein gut Gewißen hat. In Wahrheit, nur Thieriot kann dem Schein der Undankbarkeit seinen[...] entschuldigenden Sinn unterlegen, weil Er das argloseste Herz besizt.

Wie man so in das Schweigen versinken kann, begreife ich selbst nicht, noch dazu wenn man mit thränendem Lachen Gaben animmt, die den Geber in der klarsten Anschauung vor die Seele führen . In der Urne aus der in diesem Augenblik ein[...] Regensburger Orangestraus duftet, und in den Chemisetchen, [...] den meine Kinder jezt um den Hals tragen – erkannte ich Thieriot der beides eilig bittend brachte, wie die Weintraube, und die Pflaumen und das Hagemüller's Hofstöllechen .

Wißen Sie noch, vor einem Jahr?

Über all' mein Schweigen, brauch' ich aber nicht so viel Vergebung, als über den Mis-brauch – des Stichwortes

Meine Frau erlaubt mir nicht, die gerechteste Note zu machen, die es nur geben kann.
aber Richter drang das Papier mir auf – sagte ich könnte einen Einfall daraus drehen. Einfälle, dacht' ich |2 sind Sachen, auf die ich mich nicht einlaßen kann, sind Dinge die ich fallen laßen muß, nehme aber demütig das Papier aus gesezmäßiger Ergebung in Richters bekannter papierner Ökonomie.

Das Erzählen wär eher meine Sache und ich glaube Sie nähmen mich mit alter Bruderliebe wieder auf, wenn ich Ihnen eine lebendige Zeichnung unseres Lebens geben könnte. Eine neue Wohnung ist eine neue Welt , und ein Mensch mehr im Hause, zumal wenn er eine dreivierteljährige Odilia ist thut gar viel um den Kreislauf des Tages zu ändern, zu beleben. Am Organismus des Haushaltens würden Sie uns also nicht wiederkennen, sogar nicht wenn blos Max und nicht Emma vor die Thür stände, in die Sie eintreten wollten. auch zurechtweisen könnte er Sie nicht, als blos mimisch, und ich behaupte er wird einmal ein Cäsar Heigel in den Amöne, und ich, sich diesen Winter verliebt hatten.

Nach Emanuel, verehre ich niemand in Baireuth, mehr [...], als die Offenbacher Schuckmann ob sie gleich aus mir nichts macht, sondern |3 aus Amöne, mit der sie nahe und ferne Spaziertouren unternimmt. Beide machen auch Touren des Wizes miteinander wobei ich paße. Aber sie ist deutsch, sieht den nicht an, den sie nicht leiden kann, ist nicht eitel – ist selbstständig u. s. w.

Kommen Sie nicht wieder hieher, guter allzu guter Thieriot? So vieles ist hier was Sie lieben. Emanuel wird Ihnen das schon gesagt haben.

Ihre Freundinn Hoffmann grüßen Sie von Caroline so sehr als Sie glauben, daß sie es gern annimmt.

C. R

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, nach dem 23. Juli 1805 . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1601


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 213
1 Dbl., 8°, 2½ S. Auf S. 1 aoR von Karl August Varnhagen von Enses Hand: Caroline Richter. 1804. sowie mit Bleistift vfrH. Aug 05?


Korrespondenz

Zur Datierung: Nach dem Umzug der Familie Richter in die Bayreuther Vorstadt Dürschnitz am 23. Juli 1805 geschrieben.