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Bayreuth, 9ten Nov. 1805.

Mein guter Thieriot! In einer halben Stunde geh' ich zu Maxens u Odiliens Wiegenfest , vorher will ich aber noch einige Worte an Dich schreiben.

Richter, dem Vater hab' ich heute mit dem jüngsten Brief meines Sohnes angebunden, weil ich nichts besseres für mich hatte.

Er brachte mir ihn selbst wieder und versicherte mich – daß er sich sehr darüber freue, auch über Evas Billet und, daß er der schönste unter den vier schönen wäre, die ich zu beantworten vor mir hätte.

Darauf, daß sie keine Gründe annehme, sollst Du ihm blos sagen, welche denn?

Auch schrieb er mir schon vor 8 Tagen: "fragen Sie ihn – Dich – doch, ob ich das Tagebuch über meine Kinder, das in die Erziehungslehre kommt, an ihn in Briefen ordentlich richten darf, da ich es so sehr wünsche, um es durch Beziehung auf ihn komischer zu machen." Antworte!

In die Erziehungslehre – komischer[...] w as ist komischer?

Am 10ten

Gestern war es recht schön bei Richters.

Wäre ich nicht mit Brust- und Kopfschmerzen und Katharr und Schnupfen seit 8 Tagen geplagt gewesen, hättest Du lange einen Brief von mir.

Heute geht mir's wieder gut.

|2 Die beste Seele des besten Menschen lustet nach Leib- und Seelengenuß mein Thieriot; – wenn der Leib gesund ist und sie: so suchen sie Leibgerichte.Wiße und glaub' es!

Ich sah Kanne nicht.

Alles was Du mir seit meinem Schweigen gesagt hast – war mir Verdienst.

Du hast Dich gut gehalten, Guter , und hast mich in meinem Glauben an Dich wieder stark befestiget.

Kämpfe dieser Art – sind – für den sie es sind – denn der Nichtgute kennt sie nicht – schwere Aufgaben.

Der edle Mensch will so gerne mit der Entzweiten noch Eins seyn, und bleiben und dieses wollen die Weiber nicht weil – diese in ihremLeben / Lieben nur das Für oder das Wider – nie den Mittelweg – lieben –.

O, es ist mir wohl, daß ich Dich – und daß ich die Eva – die nichts Böses gethan – frei weiß: es ist mir Ein großer Stein von 3 Herzen.

Ich habe immer gefürchtet, das arme Mädchen würde sich seinen Weisheitszahn an Dir ausbeißen.

Die Caroline und die Amöne kommen jetzt zum Kaffee zu mir.

Ich schreibe Dir nächsten Mittwoch wieder , mein geliebter Thieriot!

Dein Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. und 10. November 1805, Sonnabend und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1631


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 2 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl. 8°, 2 S. Über dem Brief wohl von Thieriots Hand: O Freude lichten Waßers; auf S. 2 am unteren rechten Rand: 3 unleserl. Wörter wegen schlechter Kopie | B 12 bei Hrn. von | Speth | Aschaffenburg.

D: Abend-Zeitung, Nr. 17, 20. Januar 1843, Sp. 133–134 (unvollständig).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 20. Oktober 1805
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 26. Oktober 1805
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 27. und 28. Oktober 1805
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 28. Oktober 1805
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 31. Oktober 1805, Donnerstag
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 31. Oktober 1805, Donnerstagabend
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 31. Oktober bis 5. November 1805
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Aschaffenburg, 16. November 1805