Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Aschaffenb. 1. Dez. 1805
Nach dem Privatkonzert

Ja die "Gewohnheit" ist mir im Bösen beßer als im Guten – denn sie macht aus beide s m bloß Gleichgültiges – und ich will lieber fluchen hören beim Teufel als gähnen Ach Gott!

Aber die böseste Gewohnheit ist eben, des Guten gewöhnt und unempfindlich zu werden. u. gleichgültig zu empfinden. Ueber das alles giebt es, scheint mir, nur Eine Idee, die Heiligkeit Alles Ersten. Denn der Teufel ist keine 1, sondern eben die Wurzel der 2.

Ich kenne aber Leute, die das Gute haben, daß die Gewohnheit im Guten ihnennichts / wenig anhat, selbst im Besten, im Liebhaben. Dieseleben / wohnen ohne Gefahr in jenem Ersten und sehen auch in den 1000000000000 Widerholungen nur das Erste – das sind die immerjungen ja die immerjüngeren, denn indem sie sich in die ewigwechselnde / erste Fluth vertiefen, gewöhnen sie die scheinbar zunehmende Gewohnheit immer mehr ab, die durch die bloßverbietensfähige / nichts an die Stelle setzende Verstandesvernunftfixirt / erst recht zur Gewohnheit entseelt, im Guten Abendbesuchewie im Bösen, bald unüberwindbar erschiene.

Nur ein 1 kann die Teufelei Legion dann wieder darnieder — Und das kann jede frische Lebensidee.

|2 (8ten.)13ten

Emanuel!Eva, Göthe Tiek Runge (ein Maler in Hamburg – warum fiel er mir denn nicht für Deinen Bruder ein?) die Deinigen, die Unsrigen, Mein Bruder, Kanne (der Musiker) Manteuffel, Konrad von der Mühle , vielleicht Lips allenfalls Windischmann und ich und jedes Seine und dieser ihre und Dein alter Jude und noch einmal ich der es erleben will, Uns da eines Tages in einem großen Hause mit Garten (runder hoher Bauart, Möbeln die keine Gesichter schneiden) worin Du gewißermaßen die Einrichtung auferhältst jeder aber seine Ordnung u Sauberkeit,fröhlich / guter Dinge zu sehn. Richter das weiß ich, verharret da jung.

Wegen dem besprochenen Kommen: Ich bitte laß Deinen Dankendendieß / u. andermal so nichts versprechen, als welcher sieht wie wenig dabei bei dem solchem Sprechen herauskomt. Oft laß ihn wißenob / daß er kommen darf.Ich käme in der That gerade so gern als ich jetzt zögere. Still!

Thieriot

Lies Winkelmann und schreibe mir doch wenn Du mir schreibst

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Aschaffenburg, 1. bis 13. Dezember 1805, Sonntag bis Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1638


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl. 8°, 2 S.

Überlieferung

D: Abend-Zeitung, Nr. 28, 2. Februar 1843, Sp. 221 (nur vom 1. Dezember 1805, ungenau).


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 27. November 1805
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 25. Dezember 1805

Präsentat: 25t – beantw.