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Bayreuth, 16 Mai 1806.

Mein Thieriot! Wie lange hab' ich Dir nicht geschrieben?

Zwei Deiner Briefe suchten mich in Döhlau auf; den dritten bekam ich hier.

Alle 3 hat sie Richter.

Ich hab' es vermuthet, daß Du mir bald Deine Reise ins Land der Liebe anzeigen wirst; kein Mensch hat sich darüber gewundert und keinen überraschte ich mit der Nachricht.

Richter findet Deine weimarischen Gefühle und Deine gothaer sehr natürlich.

Hast Du die Hofmann gesund gefunden? Bist Du wieder in Deiner alten Wohnung? Bist Du glücklich?

Die Jette und die Hofmann hätte ich auch zusammen gewünscht; aber wie wäre das zu machen, da Jette immer mit Extrapost geht und sich nur da aufhalten kann, wo die Pferde stehen bleiben.

Sie ist lange schon in Carlsruh gewesen; wo sie ist weiß ich nicht.

|2 Aus Carlsruh hat sie mir geschrieben , daß sie vielleicht nach Strasburg giengen.

Heute hab' ich ihr geantwortet ohne noch zu wissen wohin. Sie und die ihrigen sind wohl.

Ich bin es auch und fleißig.

Wenn ich aufgearbeitet habe, dann, dann will ich zu Dir.

Zwar lebt' ich schon die schönsten 8 ersten Maitage auf dem Lande; aber die Gegend ist nicht die der Donau, nicht die des Rheins oder des Mains und dahin sehn' ich mich.

Meine Geschäfte sind gut, sehr gut und meine Beschäftigung ist noch besser.

Arbeit, Arbeit, Arbeit ist dem Menschen dienlich und nützlich.

Solltest Du doch sehen wie mich die Bauern gerne haben, wie meine Beschäftigung so viel gute Seiten hat für mich, die Meinigen und Andere.

Es ist mir lieb, daß Du wieder in Offenbach sitzest, weil ich Dich doch nicht eher ruhig wissen konnte; aber noch lieber |3 wäre mirs, wenn Du dort recht arbeiten müßtest.

Ich sage absichtlich müßtest, wohl obwohl ich weiß, daß Du auch freywillig gerne und viel arbeitest.

Allein ich wünschte Dir eine eigentliche, leichte, bernhardtische Abhängigkeit wieder, eine Bestimmung, einen Beruf der Dein Künstlerziel nicht beschränkte, der es vielmehr erweiterte und Dich zugleich doch frey lassen müßte.

Du guter Mensch, gerade Du kannst mit 270 f jährlich Zuschuß nicht weitkommen, wenn Du nicht schon eine gewiße Einnahme, auf die Du rechnen kannst – und mit der – das trau ich Dir zu – Du rechnen würdest, hast.

Übermorgen geh' ich mit Ottos , auf einige Stunden, nach Schwarzach – wo Du auch seyn wirst. Richters sind wohl. Uhlfelder und mein Israel grüssen Dich recht schön.

Grüß Du mir die Hofmann recht, recht rein und traulich und leb mir wohl, mein Thieriot!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 16. Mai 1806, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1664


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Weimar, 25. April 1806
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Weimar, 28. und 30. April 1806
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Weimar, 5. Mai 1806