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Bayreuth, 9 Julii 1806.

Mein geliebter Thieriot! Du hast mich mit Deines Bruders Bruderbrief an meinem Geburtstag , in Döhlau köstlich angebunden.

Wenn es auf mich angekommen wäre, ich hätte Dir das in der vorigen Woche schon gesagt – nicht nur geschrieben, das wollt' ich schon viel eher.

Der Himmel gebe und wolle, daß Deines Bruders Plan es bleibe – damit er und Du gleich glücklich seyn könnet; aber Du hast einen Bruder und sein Vorschlag ist brüderlich und freundlich.

So wie mich Deines Bruders Art und Weise so wie er mich mit seinem Kopf und Herz ergriffen, so hat mich lange nichts.

Dein Bruder ist ein Mann und meiner und mein, wenn ich auch nicht sein bin.

Wollt ich mich satt loben an Deinem Bruder |2 Du bekämest heute nichts von mir als Deines Bruders Lob und dennoch – läsest Du meine Briefe so oft und so genau wie ich Deine – fändest Du keinen Punctum am Ende des Blattes.

Wohl dem Bruder der einen Bruder hat wie Du, mein Thieriot.

Wisse Deinen Bruder zu schätzen, zu achten, zu lieben, zu schonen und mir diesen unnöthigen Rath zu verzeihen.

Allen Menschen, allen Brüdern möcht' ich Deinen Bruderbrief mittheilen; dennoch bitt' ich Dich um Erlaubniß, ihn nur meiner Henriette Voigt und meiner Jette Braun lesen lassen zu dürfen.

Die Voigt will ohne dieß immer Dich lesen und von der Jette hab' ich erst gestern – auf ihrem Heimweg – |3 aus Stuttgardt einen Brief gehabt.

Natürlich hat mich Richter mit Weib und Kindern auf einige zerstreute doch schöne Stunden in Döhlau überraschet.

Unterdessen war ich, auf einer Geschäftsreise, in Nürnberg, Ansbach, Triesdorf p.

Glaubs! hätt' ich Zeit gehabt ich wäre von dort aus zu Dir.

Sag's! denn ich komme doch noch.

Denk's! denn ich denk's auch.

Am 10ten

Die Nachtwachen der Hofmann mögen sich immer auf die Konzerte einschränken, sonst stell' ich mich im Ernst, wie keiner noch, vor sie.

Die Nacht soll sie weder mit Dir noch mit einem andern Gedanken theilen; sondern sie soll ruhig und sanft |4 in ihr schlafen und im Tag ruhig und sanft wachen.

So wenig kannst Du ihr einstweilen von mir sagen, bis ich mündlich fort fahren kann.

Frau und Tochter Uhlfelder waren in Carlsbad, sind jetzt in Steben; mein Israel ist bei ihnen.

In Bayreuth und vor den Thoren, Schwarzach , auf dem Weg nach Regensburg , in Braunfels , in Offenbach ist alles gesund und wohl – so gar ich bin es.

Auch in Berlin ist man's und denkt dabei grüßend an Dich.

14 Tage bleib' ich jetzt hier, dann geh' ich auf 14, vielleicht auf viel mehr nach Döhlau.

Vor dem Herbst laß Deinen Apfelwein nicht herbsten; denn ich will dabei seyn.Beib mir!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. und 10. Juli 1806, Mittwoch und Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1671


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. und 22. Juni 1806
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. und 22. Juli 1806, Montag und Dienstag