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Bayreuth, 7 Jan. 7

Mein Thieriot, das mußt Du nun doch in allen neuen Jahren bleiben, ohngeachtet in Deinem lieben Brief , noch im alten Jahre, weder von Deinem Emanuel, noch obigem etwas zu lesen sehen ist .

Ich wüßte aber nichts, was sonst eben diesem lieben Briefe fehlte.

In den Hauptsachen, ich in Deinem Ich für mich und Du mit Deinem für mich, sind wir ja lange einig; Du mit Deinem für Dich und ich mit diesem für Dich, das werden wir auch noch werden; nur Du etwas später als ich.

Was hälf' es mich prosaischen Menschen, wenn ich neben Dir poetischen, nach einem und demselben Ziele strebte: würdest Du nicht eher, viel eher, als ich dort seyn?

Zwei Freunde gehen zu gleichem Zwecke ins Feld, der eine kömmt erniederigt, der andere erhöhet anheim und jeder hat seine Pflicht gethan.

Nicht das verlange man von mir, was man von Dir verlangen kann; nicht |2 das von Dir, was man von mir zu verlangen berechtiget ist.

""Ich glaubte p es wäre eine Stelle Platz in Hildburghaus. und war schon entschloßen ihn anzunehmen pp" "

So schreibst Du mir, Dich abschreibend; ich mußte doch wohl schließen, daß Du den Platz in Stuttg. nicht annehmen wolltest ?

Wer Dich kennnet, den muß auf jeden Fall Dein Brief an v. R. beleidigen und wer Dich nicht kennet, der muß Dich in diesem Briefe verkennen.

Du hattest wohl Recht, den v. R zu fragen, was man in Stuttg. verlange; aber Du hättest erst, wenn Du Antw. hattest Dein Verlangen sagen sollen, wenn Du anderst die Stelle erst in grober Nähe würdest gesehen haben und bei dieser Gelegenheit hätte man auch Dich sehen und hören können .

Wollte Gott, ich könnte – Dich nicht – nur Deine Geige bezahlen, Du müßtest sie mir geben und den Geiger.

Unter allen alten und neuen Fürsten |3 schätzt und würdigt Dich doch keiner so sehr als Dein bloser

Emanuel.

Am 11ten

Am 9ten hab' ich Deinen 4ten bekommen, das mehr auf Deinen Freund Thieriot, als auf Deinen Freund Emanuel anzuwenden ist.

Lägen diese Zeilen v. 7ten nicht zu meinem Beweis bereit: so müßtest Du mirs doch glauben, daß ich Dich nehme wie Du bist, das ist recht gut.

Gegen mich hast Du nicht nöthig gerüstet da zu stehen – denn so steh' ich da – nicht wider als blos für mich – aber gegen Dich stehe immer so da und führe Streiche aus so oft Du andere Streiche ausführen willst.

Auch beweiset Dein schönes Blatt v. 4ten, daß Du mir eher gefolget ehe als ich Dir gerathen, denn ich nicht, sondern blos Du spürtest den Streich.

Schick Deinem guten Bruder die Worte nicht, die Du von mir über die |4 seinigen bekommen hast .

Er meinte es ja nicht weniger gut, als ich und dürfte gar meinen, ich meinte es nicht gut mit ihm.

Vielleicht und wahrscheinlich hätt' ich Dir auch so brüderlich geschrieben.

Und dann hättest Du mir ohne seine Bewilligung seine Worte nicht sehen lassen sollen, da setzest Du nun zwei gute Menschen, Dich und ihn, in eine kleine Verlegenheit.

Richter sagte, am Ende schrieb er selbst noch an die Hofmann, um Briefe von ihr zu bekommen; so gefällt sie uns in allen ihren Briefen ; aber von heirathen ist gar keine Rede.

Ich denke erst ans Brod.

Grüß mir die Hofmann wie und so oft Du willst.

Jette und die Voigt gedenken Deiner fragend. Otto ist Secretair beim preußischen Prinzen Wilhelm noch in Königsberg . Richters sind wohl, sei Dus auch!

Uhlfelder grüßt Dich. Dein

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 7. und 11. Januar 1807, Mittwoch und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1753


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, Ende Dezember 1806