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Stuttgart den 7 Dec. 1807

Ich eile, liebe Seele! Ihnen Ihr Geld und ein Paar AufklarungsWorte zu senden; damit wir uns mit der Theater- u Musik-Direction verstehen, ehe Sie hierher kommen.

Ich habe Ihre "restitutionis gratiae et obligationis quartalis in integrum petitionem " u Ihr "In mir ist für Stuttgart und für diesen Winter lauter Ja " nicht so buchstäblich genommen, als Sie, wie ich nun sehe, gewollt haben. Da ich aber nicht im Stande gewesen seyn würde, in Ihrem Sinne den Contract abzuschließen, und es noch immer Zeit ist, Ihr Nein vor der Abreise zu sagen: so tröste ich mich einigermaßen. Danzi – mit dem ich unmittelbar unterhandelt habe – will sich eigentlich nur auf jährliche Contracte einlassen, und er hat Recht; denn was soll aus einem Orchester werden, das einem Taubenschlage gleicht? Mich schlägt immer noch der obsolete Jurist in mir in derben den Nacken, und ich dachte auf eine amabilem compositionem , gab von beiden Seiten gleich zu u trug auf 6 Monate an. Ich glaube Ihnen, daß weder Eigensinn, noch Reservationslust Ihnen den neuen Zweifel eingaben; aber ob er nicht wieder der Sohn einer zu weit getriebenen (Thieriot'schen) Bedenklichkeit ist? Ich weiß es nicht. Aber Sie nennen ein so ernstes (mir zur Zeit unerklärliches) Wort, daß ich mich wohl hüte, mehr zu sagen, als was ich gesagt habe. |2 Nur so viel noch, daß Danzi gar nicht für die Acquisition von Concertgeigern ist; daß er Sie für den Vorgeiger an der 2ten Violin bestimmt, und daß er hauptsächlich durch ein gutes Quartett auf das Orchester u auf das Publikum wirken will. Seit Ihrer Abreise von hier hat sich unter dem Namen Museum eine Gesellschaft gebildet, welche neben einem Lese-Institut, wöchentlich auch eine musikalische Unterhaltung hat.

Werner (Vf. der Söhne des Thales, des Kreuzes an der Ostsee, der Weihe der Kraft) wird vielleicht als Theaterdichter in hiesige Dienste treten. Ich habe ihn sehr lieb gewonnen.

Von allem übrigen hoffentlich bald mündlich mehr. Frau und Kinder sind wohl.

Vale faveque

KarlW

Zitierhinweis

Von Karl August von Wangenheim an Paul Emile Thieriot. Stuttgart, 7. Dezember 1807, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1788


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 273
1 Bl. 4°, 1½ S. Über dem Brief von Karl August Varnhagen von Enses Hand: Wangenheim.