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B., 10 Febr. 1808.

Bester Herr Pr.!Wenn ich Ihnen versichert haben werde – und das will ich hiemit – daß es mich recht freut, wenn Sie mit mir zufrieden sind, dann wissen Sie schon in welche Classe ich Sie plazire.Wer gerne und aus frohem Herzen giebt, der giebt alles sich; aber wenn Worte, aus reinem Herzen, aus reiner Absicht gegeben, etwas Großes genannt werden können, dann mach' ich natürlich große Geschenke allen, an die ich schreibe.Es ist beinahe ein eben so großer Unterschied zwischen einem Brief und einem Buch– zwischen einem Brief- und einem Buchschreiber, als zwischen einem Menschen und einem Gelehrten.Ein Briefschreiber mag leicht ein wenig Kopf haben – wenn er nur das Herz auf dem rechten Fleck hat und ein Buchschreiber, mag leicht ein wenig Herz haben, wenn er nur den Kopf auf dem rechten Fleck hat.So wie man in einer großen Gesellschaft Kopf und nur in der kleinsten Herz brauchen kann: so ist es auch mit dem Brief- u mit dem Bücherschreiber.Les' ich meine Lieblingsbriefe – die "eines jungen Gelehrten, an seinen Freund B." so sollt' ich es nicht glauben, daß dieser junge Gelehrte nicht der edelste Mensch u Freund oder Menschenfreund seyn sollte.Aber der biedere / den biederen Schweitzer – der auf seinen Gletschern ein heißes Herz hatte – sah die Welt und bekam Welt d. h. er wurde kalt wie sie.Daher loben Sie sein Herz nicht– denn das hatte sein Freund B. – sondern seinen Kopf – denn der gehört der Welt.So wie es mit den Gelehrten ist, so ist es auch u noch mehr, mit den Virtuosen: in der Welt und in der Luft verraucht sich ihr Mensch – weil er beiden zu oft ausgesetzt ist.Haben Sie meinen väterlich-kindlichen Dank, Bester, für das was Sie und durch Sie, andere für unsern halb gelehrten und halb virtuosirten, edlen Thieriot gethan u thun u für Ihre mir davon gegebene Nachricht.Von ihm selbst hab' ich, über seine Stelle nichts, als: "Mein Officium ist so leicht, daß es zu leicht ist."In der Beilage, die ich wage bei Ihnen einzuschlagen, red' ich ein wenig laut eben über sein Schweigen.

Lassen Sie, edler Rathgeber, dieß mein jetziges Reden zu, da ich mein gewiß zu langes Schweigen über ihn, in etwas gut zu machen habe.Vielleicht wär' es gut wenn der gute Mensch , während der musikstillen Sonnenmonate, [...] einen Wallfahrtszug u -flug nach Vater Pestalozzis Hütte machte.Er gehet dann geschwinder auf sein stuttgardter Orchester wieder zu, wenn ihn Pestalozzi halten will.

Der liebe Gott geb' ihm nur noch zur rechten Zeit große Geldnoth – sonst haben wir Noth noch lange mit ihm.Viel Hofnung hab' ich auf die sehr kluge und gewiß gute Hofmann, wenn eine Vereinigung noch eintreten soll u kann.Beiliegendes Gesuch an Ihre Kammer , v. meinem Freunde Zehelein , soll ich mit meiner Empfehlung begleiten.Braucht es diese? Braucht es diese bei Ihnen und darf ich so eitel seyn, zu glauben, daß ich bei Ihnen empfehlen kann? Ich denke eine Empfehlung ist größten theils etwas Unnöthiges – wie denken Sie?Möcht' ich mich Ihnen dadurch empfehlen, daß ich wünsche, daß ich es herzlich wünsche, Ihnen stets durch reelen Werth, durch reinen Sinn und edle That empfohlen zu seyn; durch meine Versicherung, daß ich Sie recht liebe, achte und verehre!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Karl August von Wangenheim. Bayreuth, 10. Februar 1808, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1793


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Textgrundlage

Hk: DLA , B:Wangenheim, Karl August von
1 Dbl. 4°, 1 S. (auf S. 4 des Briefes von Karl August von Wangenheim an Emanuel vom 26. Dezember 1807).


Korrespondenz

B: Von Karl August von Wangenheim an Emanuel. Stuttgart, 26. Dezember 1807, Sonnabend