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Bester Herr Pr.

Wohl brauch' ich es Ihnen nicht zu sagen, daß mir Ihr Neckar Nectar gewesen u geworden ; aber ich will es Ihnen doch zu wissen thun.Wie viel nehmen sich die Menschen, die so viel Nectar geniesen, daß er ihnen blos noch wie Neckar schmecket? Denn wie schmecket Neckar selbst dann ihnen?

Also recht herzlichen Dank, Bester, für den Beweis Ihres Denkens an mich.

Mein Wunsch, Neckar an der Quelle selbst zu trinken, war unter denen die ich bei Ihrem Neckar ausstieß.Ich möchte mich gerne anführen, könnten Sie mir nicht vielleicht hilfreiche Hand dabei leisten?

Eine Berufsreise in Geschäften würde ich weit nicht so gerne in Ihre Gegend machen, als eine nach dem Rufe meiner armen und mancher andern guten Seele.Aber ich habe zu arbeiten hier und auf dem Gute u eine Reise kostet Zeit u Geld u so hab' ich das Herz nicht, meinen Beruf den Ruf meiner Seele zu opfern.

|3 Da jetzt alle deutsche Fürsten mehr Güter u Grundstücke als Geld haben, ist denn das nicht auch bei Ihnen?Vielleicht könnt' ich meine vieliährige, auf richtigen Grundsatzen ruhende Erfahrung im Güterzerschlagen in Ihrem Lande benutzen.Wäre eine Aussicht zu einem Geschäfte für mich in Ihrem Lande: so zeigen Sie mir sie.Ich erreiche dann gewiß eher meinen Zweck u bin höchst zu frieden, wenn ich sonst nichts erreiche.

Hab' ich Ihrem König schon einmal im Lustschloß, die Retraite, abgekauft. In der "Gallerie preußischer Charakter" ist kein reitzendes Bild v. Joh. v. Müller. J. P. Fr. R. – das hätt' ich in meinem iüngsten Brief an Sie gleich geschrieben, wenn Sie ihn nicht genau kenneten – ist an Kopf, Seel u Herz gleich groß, edel, erhaben u göttlich rein.

Wer für die Menschen schreiben will, der möge Kopf weniger als Herz haben; wer für Gelehrte nützlich schreiben will, der möge weniger Herz als Kopf – aber (den heiligen) Geist – der beide u beides beleben muß – muß Alles haben.So lange dem Menschen oder dem Schriftsteller noch etwas anders, als dieser heilige Geist belebet, so lange wirkt er nicht einmal auf Körper, denn was vom Geiste kömmt gehet zu Geist.Alles was Sie mir über und von uns. Thieriot sagen beweiset, daß er "unverbeßerlich" aber auch nicht zu bessern ist.

Wer ihn kennet muß ihn lieben und ihm Thränen der Freude und der Trauer weihen.Sein kräftiger, edler Bruder u sein Manteufel u alle Brüder, Männer u Teufel werden ihn nicht umändern können; aber ich habe viel Zutrauen zur Hofmann und noch mehr zur Noth – die ihm der liebe Gott bald geben möchte.

Geliebt hab' ich seine Schnörkel nie, da ich eher manches f F ehlende leichter vermisse, als diese Auswüchse dulde; aber gerade meine Liebe zu ihm zeigte mir sie in ihrer Größe und ließ mir sie ertragen.

In anliegendem Büchlein , ich will es Ihnen schenken, werden Sie Ihre Stempelfrage auf Seite 38 in einer Note, so weit sie Bayreuth betrift beantwortet finden.

|4 Es ist mir heute noch ein Tarif u Taxeordnung versprochen worden; bekomm' ich sie, so schick‘ ich sie mit.Wollen Sie auch den Ertrag v. Ansbach wissen: so sagen Sie mirs.Die gute Fr. Richter pp bittet um ihre Bücher b. Massenbach durch Gelegenheit pp

Ich schließe auch mit Bitten: Beilage an uns. Th. gütigst abgeben zu lassen u versichert zu seyn, daß ich Sie recht herzlich liebe, recht rein verehre u recht hoch achte.

Für die schleunige Antw. an Zehlein meinen innigen Dank.

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Karl August von Wangenheim. Bayreuth, 25. April 1808, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1799


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