Von Emanuel an Eva Hoffmann. Bayreuth, 19. Juli 1808, Dienstag
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"Wem soll ich mein Dank Dir Gott schreiben, Emanuel oder Dir Eva?
Vor einer halben Stunde konnt' ich's noch nicht schreiben: da war ich bei Pestalozzi gewesen.
Jetzt ist Pestalozzi bei mir gewesen, hat Euren Brief, hat Deine Hand in der Hand gehabt.
Und nun kann ich reden (ich wohn' im Fisch und war stum wie ein Fisch) und schreiben.
11. Mai 8"
"Heute (12ter) der ersten Vormittag mitgelert, den Mittag mitgeßen –
O gebt Musik was Ihr könnt –
P. will nichts als Musik – Aber geht auch auf die Mühl .
Und schickt dieß Emanuel"
So weit unsers Thieriots Worte, die ich mir durch die 4 letzten zu eigne |2 te und deren Rückseite beschrieb.
Adr. Mr. H.
Pestalozzi
Yverdun"
Steht noch auf dieser
Nehmen Sie, Beste, diese Abschrift mit Liebe dafür auf und unter dem Versprechen, daß ich auch das Original Ihnen schicke , so bald Sie's in Ihren Händen sicherer als in den meinen und lieber glauben und sehen.
Freilich, gute, trefliche Hofmann, muß man einem solchen Prosaisten, wie ich bin, manches mit Gründen unterstützen; aber dennoch fehlten mir diese nicht, bei der Freude, die Sie mir über die Ortsveränderung unsers Pauls mittheilten.
Ihre Unruhe, durch meine Worte verursachet, beunruhiget mich heute |3 noch, obgleich nur meine Worte, nicht Ihre Unruhe, mehr existiren.
Dennoch, Liebe, kann ich mich noch immer nicht freuen wie Sie, über die Lage unsers Freundes.
Wie soll mich dieses schwankende, dieses unsichere Verhältniß erfreuen?
Ich bin nicht fähig zu begreifen den Willen unsers Th., und für mich sprechen Jahre, Erfahrung, seine Freunde und – könnt' ich Sie sprechen – auch Sie.
Alles was Sie mir zu meinem Troste sagen, ist nicht umsonst gesagt, aber dennoch kann ich mich noch nicht so freuen wie Sie.
Haben Sie indessen Dank, recht vielen Dank, für jedes Wort der Stärkung an Th. – des Trostes an mich.
Ich hoffe für ihn und das |4 selbst ist ia schon gut.
Er schrieb mir unterdessen auch 3 Mal u darunter zwar 2 kurze, unzusammenhängende – aber doch auch schöne Briefe.
Dieser meinige , den Sie ihm zugehen lassen werden, enthält auch einen von seinem kräftigen, edlen Bruder Jaques .
Auf diesen und auf Sie baue ich mein Bauen – Gott wolle daß Eure Arbeit Euch gelinge, dann hab' ich umsonst auch nicht gearbeit an diesem kindlichen, reinen, göttlichen, zarten, menschlichen Gebäude.
Ich weiß Unruhe zu tragen – ich habe Tragen gelernet – also die meinige tragen Sie nie; sondern denken Sie in Ruhe an mich und denken Sie in beständigem Wohlseyn an mich.
Emanuel
Zitierhinweis
Von Emanuel an Eva Hoffmann. Bayreuth, 19. Juli 1808, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1816