Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Bayreuth, 24 Oct. 1809.

Mein Thieriot! Du wirst Deine guten Augen weit öfnen, wenn Du liesest, daß ich in Freiburg bei der Jette und Braun und ihren Kindern war und Dir so nahe und doch nicht ganz!

Und dennoch war es so.

Dein erstes Wort v. 16 Aug. aus Yferten mit den 3 guten Beilagen begleitete mich auf dieser langen Reise – dem Wege und kurzen der Zeit nach –.

Ich will Dir nur mit wenigen Worten das Wie mittheilen, das mich zu der Reise brachte, oder vielmehr das Was.

Meine Einquartirung, ein guter, braver Offizier wurde nach Strasburg geschickt und ließ nicht nach bis ich mit ihm ging.

|2 Am 13ten Sept. traten wir die Reise an.

Wir gingen über Stuttgart und Carlsruhe.

Unser Wangenheim nahm mich mit derselben alten Treue und Liebe auf, die ich ihm entgegen brachte.

Ich war sehr vergnügt bei und mit ihm.

Da meine Freunde in Carlsruhe schon – 2 Tage vorher – abgegangen waren: so verließ ich meinen Offizier in Strasburg und eilte in der Nacht auf Freiburg zu.

Aeltern und Kinder fand ich daselbst gesund und wir waren froh bei einem verweilten und unerwartetem Wiedersehen.

Eine Nacht blieb ich daselbst.

Am andern Abend eilt' ich meinem |3 Offizier wieder nach.

Erst in der zweiten holt' ich ihn in Pforzheim wieder ein.

Wir gingen dann über Ulm, Augsburg und Nürnberg zurück.

Am ersten Oct. kamen wir wieder hier an.

Ich mußte auf 14 Tage nach Döhlau, woher ich vor einigen Tagen gekommen bin.

Du kannst Dir's nun denken, daß ich allerlei zu thun habe und wirst mein Schweigen wohl entschuldigen.

Meinen Offizier hab' ich bei meiner letzten Heimkunft nicht mehr gesehen.

Der Friede führt ihn nach Mainz und wahrscheinlich nach Spanien, wo ihn Gott vor Schaden bewahren möge, den kindlichen Menschen.

Pestalozzis Brief an Dich und der an mich haben mich beide sehr gefreuet.

|4 Gib ihm beiliegend meine Antwort .

Mit himmlischer Wonne würd' ich auf den Edlen zu eilen und an seiner und Deiner Seite nützlich seyn wollen, wenn ich es im Stande bin; allein noch bin ich zu sehr gebunden.

Da Du doch so ziemlich meine Lage in der jetzigen hiesigen kennest: so laß mich nicht mehr abschlägliche Antworten schreiben müssen.

Wangenheim sagte mir er wünschte nicht, daß ich beständig in Y. bleiben sollte, sondern nur ohngefehr 6 Monate .

Bekäm' ich doch einmal von Dir ein so geschichtliches Quartblatt, Lieber!

Damit die Briefe nicht zu viel kosten, könntest Du sie wohl auch durch des Postdirector Brauns Hände in Freiburg gehen lassen.Ich werde ihn um ofne Hände bitten.Richters sind Gottlob! wohl.

Wenn wir doch lange Frieden behalten und keine fremden Truppen mehr zu ernähren hätten!Bete mit mir diesen Wunsch, mein frommer Thieriot!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 24. Oktober 1809, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1885


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Yverdon, 16. und 17. August 1809