Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Yverdon, Anfang Januar 1810
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Man hat den Saal geschmückt, Epheu um alle Wände, es ist schon über 3 ¼ auf 12, in den bisher an seinen Fenstern verhangenen Saal im Hof drängen sich die Knaben, um 12 singt alles.
Um 12 geigte alles – außer mir – was von Knaben geigen lernt, unter Anführung eines hier unwerthen Standtmusikanten, der auch ihr Lehrmeister ist; nach dem Sinfoniestück folgte ein Sologesang eines berlinisch akzentuirenden Herrn, mit einfallendem Chor, nach diesem und als Herr Pestalozzi einige Worte gesagt hatte: „was ist das? was bedeuten die Kränze? die vielen Lichter an dem einen Kranz, das eine abbrennende an dem gegenüber?“ – endlich allgemeiner Gesang, und da auf diesen die Rede von Hr Pestalozzi gefolgt war und er dann leise sich verwunderte als wieder ein Gesang anging u. so daß ichs hörte sagte: ich glaubte es wär' aus: – so erhob sich wieder das Conzert von Geigern u. endigte mit dem unpassendsten Sinfoniesatz. Hätt' ich da keck das Wort genommen: wir wollten noch Etwas spielen, aber wir hörten jetzt auf (denn du glaubst nun, was die Knaben bei so etwas, und nur dabei und beim Gebet ate still und attent sind)
Hab aber hernach eine Heldenthat gethan, u. das Mädcheninstitut das den Herrn u. die Frau oben nicht schlafen lies, geigend heruntermarschirt.
Zitierhinweis
Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Yverdon, Anfang Januar 1810. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1888