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Emanuel –

Pestalozzi will seinem Lande helfen u ist in Yverdon – will Schule halten lehren, u. hält Institut. Wenige Lehrer wagen streng zu seyn mit Knaben, die sonst ihn thränend überlaufen, und Recht bekommen (wie man mir erzählt) gegen ihre Lehrer ins Angesicht ihrer Lehrer.

Er ist auch der Hofmann unbegreiflich mit seiner in solchen Verhältnissen sich zeigenden Angst: die Eltern möchten die Kinder zurückholen – sowie er es mir und ihr ist in seinem zuweilen sich zu gute thun darauf daß er es mit einem mühevollen Leben endlich dahin gebracht wo er jetzt ist.

Gute Vorschläge, anerkannt von ihm u. gemacht von denen die er die Felsen nennt, worauf er seine Hütte baue, scheitern – nein, werden weich in ihm noch an demselben Vormittag an dem er sie anerkennt: denn er theilt sie seiner mehr eitlen u weniger weitherzigen Frau mit, die ihre Yverdoner Einrichtung nicht laßen will, u. Er sagt dann: Ich habe meine Frau 30 Jahr lang unglücklich gemacht, u. kann also jetzt nicht wie Ihr.

Noch halten wir, die Hoffmann u. ich und Krüsi die Singstunde von 11-13 4 Tage, mit 24 Knaben. Sie hat außerdem Clavierschüler u. Schülerinnen, und ich im Töchterinstitut Singstunde zu geben. Meine Schwester Caroline ist um mir nahe zu seyn, nach Y. gezogen. Es giebt schon Koch-wettstreit mit der Hofmann.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Yverdon, 17. Februar und 3. März 1810, jeweils Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1891


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Textgrundlage

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 3, S. [33]–[34] (vermutlich unvollständig).


Korrespondenz

A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot, Bayreuth, 17. Februar bis 16. März 1810

Im Briefkopierbuch vermerkt der Kopist unter der Briefabschrift zum zeitlichen Kontext: "Um die [...] folgende Zt errichtet Türk sein eignes Institut – Schmid verläßt wegen seiner Opposition das Haus – schlimme Wirkung – Thier. denkt daran nach Luzern zu ziehen, – Nägelis Vermittlungen dort Musikdirektor zu werden. Türk will das Gute der hiesigen Sache auf reinlichen Boden retten."