Von Karl Spazier an Unbekannt. Ohne Ort, 3. Januar 1803, Montag
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Ich bin Ihnen für den Wink sehr verbunden, ohnerachtet ich gewiß ohnehin Alles unterdrückt haben würde, was irgend von Jemandem aus kleinlicher Rachsucht gegen Herrn B. hätte gesagt werden mögen. Ich schätze diesen Mann, wenn ich gleich selbst einige Plänkeleien mit ihm auf seine Veranlassung vorgehabt habe. Man kann nicht läugnen, daß er hundert Mal humaner ist, als Mancher der den Mund von Humanität voll nimmt, u überhaupt meines Wissens sich nie bösartig – schwach vielleicht zuweilen – gezeigt hat. |2 Sie würden mich verbinden, wenn Sie ihm, ohne auf mich den Schein der Zudringlichkeit fallen zu laßen, dies zu verstehen gäben u ihm unverhohlen ließen, daß ich recht gern wieder mit ihm auf einem bessern Fuß stehen möchte.
Aber bey dieser Gelegenheit wünschte ich, Sie sagten ihm, daß ich bestimmt wissen möchte, ja möglicher Umstände wegen es wissen müsste: ob Er (es läßt sich eigentlich gar nicht von Böttiger dem Gelehrten denken, aber es ist doch gesagt u geschrieben worden) dem Herrn v. Kotezbue |3 den lächerlich unrichtigen Bericht aus Herrmanns Metrik suppeditirt, der, wie Sie wissen zur Sprache kam u den ich aus Achtung für mein gegebenes Wort auf meine Hörner nahm. Mir war damals Kotzebues Autorität der doch wohl mit seinem Handwerke bekannt seyn mußte, hinlänglich, um keinen Zweifel gegen die Ächtheit der Sache zu haben; aber ich habe es von K. schriftlich, so wie er es mir auch noch mündlich wiederholt hat, Herr Böttiger habe ihm die ganzen Data dazu angegeben.
|4 Da sich Alles dazu anläßt, daß ich über kurz oder lang mit dem Herrn v K. einen Tanz haben werde, so muß ich dies vorgegebene Factum, das zum Nachtheil der Ehre Ihres Freundes mit einem Dokument belegt werden kann, ans Licht gestellt haben. Ich werde sehen, was Herr B. vorziehen wird: privatim dies berichtigen oder dereinst vielleicht öffentlich. Auf jeden Fall führt hier nur offene Geradheit auf den rechten Punkt.
Ihr ergebenster Spazier
d. 3ten Jan. 1803.
|5 Ich schließe jenem, allenfals vorzeigbaren Schreiben, noch ein besonderes Gesuch bey.
Der Dir. Beck in Manheim, der mir sagt, daß er mit Hermann in Unterhandlung stehe, wünscht ein reifes Urtheil über diese Leute zuvor noch zu kennen, ehe er abschließt. Sie waren einmal so gütig, sich auf C. u O. einzulaßen, u ich bin überzeugt, daß dies Ihr zum Grund gelegtes Urtheil den Ruf des letzteren bestimmt haben mag. Ich bitte also auch in diesem Falle darum, da ich dieses Paar durchaus gar nicht kenne. Aber bald, wünsche ich!
Zitierhinweis
Von Karl Spazier an Unbekannt. Ohne Ort, 3. Januar 1803, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0034