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Baireuth den 289 ten.
Februar

Liebste Emma!

Es thut mir so leid, daß Du noch keinen Brief von uns erhalten hast, da ich weiß wie sehr man in der Ferne darnach verlangt, und ehe ich Dich armes Kind länger warten lasse, will ich lieber die vorgenommnen Arbeiten gehen lassen. Hier erhältst Du die Noten, eine frühere Gelegenheit fand sich nicht. Den Brief nach Berlin besorge gleich nach Hof – und frankire ihn wenn Du kannst. Daß Du glüklich sein würdest wußte ich voraus, und ich freue mich daß Du die herrliche Thienette so liebst, nur in solcher Begeisterung für ausgezeichnete Menschen besteht das höchste Erdenglück. Grüße die Herrliche und die Kammerherrin, recht heiß vom Vater und mir, und bitte sie, uns bald mit ihrer Erscheinung zu erfreuen.

Wäre doch der kurze Aufenthalt der lieben Reizenstein eine Lockung zu längerem Genuße geworden. Alles von Bedeutung hier |2 beklagt sie nicht gesehen zu haben, und beneidet – Dich.

Vom Max kam noch kein Brief , was unbegreiflich ist. Von Luise und Marie beifolgende – Schreibe bald an Luise.

Uns gieng es gut. Die erste Woche brachte ich recht klösterlich zu – aus Ermattung und Pflichtgefühl. Am Sonnabend besuchte ich die Düben, die am vergangenen Mitwoch bei mir gewesen war. Sontags wurde gespielt, und der Vater ward einmal ganz befriedigt. Die Entdeckung von Steigentesch ist ächt komisch und wurde meisterhaft gegeben. GrupenSchweizerAmalie Bomhardt zierten das Ganze. Die liebe Gr. Schönburg besuchte mich gestern früh, und lud uns zum Abend mit der guten Welden ein wo der Vater allerliebst war. Bald werden sie bei uns einen traulichen Abend zubringen. Die kleine Tochter der Düben ist ja ein liebes Kind, was ich nicht näher zu |3 kennen mich freue.

Ich sage Dir alles nur in kurzen Worten weil ich, wie Du weißt lieber handle als rede. Schreibe mir bald, und sage, wann Du abgeholt sein mußt. Dein richtiger Takt wird Dir eingeben, wenn es Zeit ist sich von, den lieben Menschen zu entfernen, denen Du keine Last sein sollst.

Marie Sch. wird von ihrer Grosmutter aus dem Stift geholt, und darf ¼tel Jahr bei ihr bleiben. Du wirst sie dann recht genießen.

Betty reißte gestern nach Landshut und läßt Dich sehr grüßen, wie alle Deine jungen Freundinnen, besonders Julchen Giech. Der Vater ist heute Mittag und Abend aus. Amöne kömmt zu mir. Ich nähe an Deinem grauen Kleide, nachdem ich mich eine halbe Woche mit Vorhängen herumgequält habe. Lebe wohl liebe Emma, und nimm alles Gute und Herrliche Deiner Beschützerinnen fest in Deine Seele auf.

Deine Caroline.

Odilie kann vor Fleiß nicht schreiben.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Emma Richter. Bayreuth, 29. Februar 1820, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0064


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Textgrundlage

H: SBM Monacensia, Richter, Karoline A I/7
1 Dbl. 8°, 3 S.


Korrespondenz

A: Von Emma Richter an Odilie und Caroline Richter. Konradsreuth, zwischen 1. und 8. März 1820