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Mein liebster Falk.

Von dem großen Unglücke das mich betroffen hat kein Wort? Meine ewig Geliebte ist dort, wo ich auch gern seyn möchte. Sie bereitet mir die Stätte u ich komme nach. –

Zur Antwort Ihres Briefs an mich, u die Spazier folgendes: – Erst seit gestern habe ich die Papiere, die Sie Spaziern schickten, erhalten und Sie werden nächstens einige Ihrer Streifzüge abgedruckt sehen. – Ich glaube bewießen zu haben, daß ich mich vor den Berlinern nicht fürchte, aber meine Ueberzeugung daß sich die eselhaften Fehden für dieses Blatt schlechterdings nicht schicken, und hauptsächlich die nothwendige Rücksicht auf den Verleger, der nicht ohne Grund, bey ihrer Fortdauer, den Untergang des Blatts befürchtete, haben mich |2 zu den festen Entschluß gebracht, alle persönliche Streitereyen auszuschließen. Ueber Wahrheit u Schönheit belehre man sich mit Wahrheit u Schönheit aber um Gottes Willen nicht wie ein Schüler der perorirt. Hätte Spazier den Punct fest gefaßt, der Freimüthige wäre nie auf die Beine gekommen. – Ich habe in den 8 Wochen da ich die Redaktion habe solche Marterwachen erduldet, daß ich mich wenig um die Zeitung habe bekümmern können, wenn Sie also schon jetzt finden, daß das Blatt auffallend absticht, wodurch Sie mir wider Willen was recht erfreuliches gesagt haben, so sollen |3 Sie mit Gott, wenn ich das durch behalte wozu ich aber keine große Lust habe, in den nächsten acht Wochen den Abstich noch auffallender finden. Erst muß ich aber einen Fund ausmitteln um gute Kupfer auch gut honoriren zu können, und ob ich dann, ohne auf den Freimüthigen zu schimpfen, nicht dem Freim. mehr Schaden thue, wollen wir uns übers Jahr wieder sagen. Ich werde mich herzlich freuen, wenn Sie mir Beiträge senden, und ich hoffe Ihnen in Kurzem schreiben zu können, wieviel Honorar ich Ihnen dafür bieten kann; Nach Ihren jetzigen Aeußerungen bin ich aber ungewiß, ob Sie meine Bitte werden statt finden laßen. Das |4 übersandte Gedicht habe ich der Spazier gegeben,weil Sie ihr schrieben, Sie wünschten es für ihren Almanach aufgehoben zu haben.

Ihrer liebenswürdigen Frau sagen Sie, daß jede Thräne, die sie um meinen Engel geweint hat, mir unvergeßlich ist.

Adieu mein lieber Falk, ich drücke euch mit deutscher Herzlichkeit die Hand. Ein andres Auge – ein andrer Blick. Wer recht gesehen hat, das erweißt sich am Ende uns

Ihr

Mahlmann

Zitierhinweis

Von Siegfried August Mahlmann an Johannes Daniel Falk. Leipzig, nach dem 18. Februar 1805. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0069


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1 C,4
1 Dbl. 8°, 3¾ S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Der Brief wurde nach dem Tod von Ernestine Mahlmann am 18. Februar 1805 geschrieben und vor dem 7. März 1805, an dem, wie im Brief angekündigt, Falks Text "Neue Kritische Wälder. 1. Streifzug: Göthe's neue Bearbeitung des Götz von Berlichen" in der Zeitung für die elegante Welt erschien.