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Burgundstadt, Mittags
12 Uhr.

Erquikt durch das Andenken an Ihre Liebe mein Emanuel, aber auch durch den köstlichen Bischoff den Sie uns mitgaben und der mir heute, trotz des unaufhörlichen Hustens doch sehr wohl thut, benutze ich die paar Augenblike die mir hier vielleicht ruhiger als in Coburg bleiben! – –

Die milde Luft die Ihr lieben Bayreuther mir heute zuwehen laßet, macht die Reise recht ertraeglich, bis hieher ging alles gut und der Kutscher ist vortreflich.

Gott, wie seelig war ich, Ja, es war ein köstliches Wiedersehen! trotz der flüchtigen Augenblike wog jeder eine Ewigkeit auf, den jeder bewies mir, daß Ihr mich ewig liebt, Ihr geliebten Freunde!

Was Sie mir Liebster, wieder geworden |2 sind, kann ich wohl jetzt nicht ausdrüken! [...] Nun ich sagte es ja schon, Ihr Wesen habe ich aufgefaßt, und wenn es mir auch wie neu erscheinen kann, so ist es aber seine Tiefe die mich auch jetzt wieder in besondrer Fülle angeregt hat. Ach Gott, Emanuel welches Herz verlieh Ihnen der Himmel und welcher Genuß wird Ihnen durch daßelbe! – –

Haben Sie denn schon einmahl einen solchen Abschied erlebt! Die Tochter kindlich und rein an den Freund der Mutter angeschmiegt, die Mutter tief ergriffen, gerührt den Freund ins Auge gefaßt. Noch nie habe ich es erlebt und das Höchste was sich in solcher Individualitet empfinden läßt war meine Empfindung – –

Der Kutscher will fort

|3| Coburg Abends 8 Uhr!

Um 6 Uhr bin ich angekommen, Schwendler froh und zufrieden mit der Zugabe meines Tages, morgens geht es weiter. Schwendler dankt fürs schöne Glas und ich trinke meinen Wein aus dem kleinen mit dem blauen Rande, der geliebte Gatte, sagt noch dazu, wenn Dein Emanuel im Maerz schon nach Schwaben geht, dann bleibt noch der ganze Sommer für Eisenach sonst komme ich zu kurz. Erwägen Sie, wir wollen hoffen.

Ich muß schließen, es ist unendlich menschenvoll um mich. Gestern wars angenehmer, am angenehmsten, heimlich und [...]still zwischen 4 und 5 Uhr.

Amanda grüßt, tausend Grüße und tausend Liebe.

H.

Ihr geliehen Frd 20 d. 19 Febr. 16

Dieses Darlehen wurde von der Empfängerin und dem Darleiher – vergessen.

Dieser erinnerte sich jedoch dessen beim Lesen dieses Briefwechsels wieder, am
17ten August 1840.

Osmund

Zitierhinweis

Von Henriette Schwendler an Emanuel Osmund. Burgkunstadt und Coburg, 19. Februar 1816, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0074


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Textgrundlage

H: Slg. Apelt
1 Dbl., 3 S. Auf S. 4 Vermerke von Emanuel Osmund (⅓ S.) vom 19. Februar 1816 und 17. August 1840. Brief- bzw. Blattnummerierung vfrH.


Korrespondenz

Präsentat: Am 29. Febr 16 | beantw. (Antwort nicht überliefert.)