Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 20. Dezember 1822, Freitag

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Freitags – Bair. d. 20ten Dec: 22.
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Geliebte Odilie!

Gestern bekamen wirDeinen undHerrn Heine’s Brief . Liebes Kind, wir haben gar nichts dagegen wenn Du noch ein paar Wochen länger ausbleibst. Ich antwortete aus Zeitmangel, und weil ich so mit dem Abholen auf das Wetter gesehen hätte, noch nicht darauf, denn während so großer Kälte, als seit 6 Tagen in Bair. ist, möchte ich mein geliebtes Kind nicht reisen lassen. Doch hatte ich schon mit dem Kutscher verabredet, am 7 oder 28, hier wegzufahren. Ein sonderbarer Zufall ist es, daß derselbe Kutscher, Bergemann der uns mit Louise Welden zuerst nach Würzburg fuhr, am 6ten Januar eine hiesige Dame, nach Frankfurt fährt, deren Jungfer mit ihm wieder zurückreißt, und daß er mir den Vorschlag that, Dich mit dieser Personihr von W. kommen zu lassen. Ich Er würde am 12ten od. 14ten Januar dann in W. eintreffen und das wäre alsdann in der Mitte des Monats – ein sonderbares Zusammentreffen der Umstände.

|2 wir haben uns indessen zu nichts verstanden, bis ich d s ie Person kenne, und Deine Meinung weiß. Den ersten Reisetag ist weiter nichts zu fürchten allein des Abends wo Du in Ebrach wahrscheinlich übernachtest ist das Ausziehen, und Morgens das Anlegen der Maschine zu beachten, was eine ganz fremde Person doch nicht thun darf und kann. Ich könnte freilich alsdann bis sage mir recht aufrichtig mein theures Leben, was Du denkst.

Dein Kämmerchen ist jetzt fertig, und der Vater sehr davon zufrieden. Es ist so groß daß Dein Bett in der Länge stehen kann, und mit Bequemlichkeit zum Manipuliren abgerückt werden kann. Es bekommt Rollen, damit es leicht zu schieben ist. Alsdann kommt eine Kommode, 1 Spiegel, 2 Stühle, und ein Tischchen herein. Emma soll unterdessen darin schlafen, undWeldens nächstens Thee darin mit ihr trinken. Es ist ein halbes 4 eckiges Stübchen, der Verschlag geht jedoch nicht bis an die Stubendecke, sondern ist so hoch wie die Thüren, und wird weiß angestrichen meine Stubenthür wird immer offen sein, wen wir allein sind.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 20. Dezember 1822, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0079


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Textgrundlage

H: BJK, BerlinA
1 Bl. 8°, 2 S. (Schluss fehlt)