Edition
Korpus
Korrespondenz

Von Ernestine Merzdorf an Caroline Mayer. Sanne, 28. November 1800, Freitag

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Sanne den 28ten Nov. 1800.

Liebe Caroline!

Die Nachricht von Deiner Verbindung mit einem Manne so ganz nach Deinem Herzen hat mir gestern einen sehr vergnügten Abend gemacht. Zwar nur eine stumme Freudenträne aber so ungetrübt als sie mir lange nicht gewärth wurde floß für Dich gute Caroline! Mache glücklich und werde es selbst Du bist ganz dazu ausgestattet wenn gleich Deine Bescheidenheit zur Erhöhung Deines Werths Dich daran zweifeln läst.Der Name: Jean Paul wurde in diesen Tagen hier oft genant – (freilich ein Problem!) Die Rektor Thormeiern machte mich auf eine Schrift dieses Professors aufmerksam u wir verabredeten Jagd darauf zu machen um sie gemeinschaftlich zu lesen. – – – wie konte ich mir träumen laßen jenen Nahmen in einem noch angenehmeren Verhältniß kennen zu lernen!

Die Genehmigung u Freude Deines guten Patens über diese Verbindung muß |2 gewiß Deine Zufriedenheit unendlich vermehren!Dieß wirst Du nun schon thun liebe Caroline und mich mit der Entstehung und Entwikkelung Deiner Gefühle in dieser neuern Ausgabe Deiner Herzens gefühle rük u vorwärts etwas näher bekant machen. Nicht leidige Neugier sondern herzlich inniger Antheil an dem Gang Deiner Schiksale der ja auch sehr natürlich ist, macht diesen Wunsch in mir rege.

Da werde ich in meiner Unterhaltung, unterbrochen u muß mich ganz entgegengesetzten Ideen überlaßen die ich Dir auch so gleich mittheilen will u Dich ersuchen mir mit freundschaftlicher Hülfe beizustehn.

Es betrift beikommende 2 Thütchen Schnepel welche mir unerwartet |3 zum Verkauf in die Hände fallen und die ich in Rüksicht eines schon längst gethanen Versprechens der Frau Prediger Reinbek u den Thalborns jedem die Hälfte zukommen zu laßen wünsche; an sie abgeben zu laßen. Es bleibt mir nicht ein Augenblik Zeit übrig, Briefe beizulegen sondern Du hast die Gefälligkeit durch einen Boten auf meine Kosten, (nebst einem Karten Blat mit meinem Nahmen u Grus) solchen Auftrag besorgen zu laßen; dafür ich Dir im Geist 6 herzliche Küsse gebe so dank- u liebe voll als sie in natura a la J. P. gegeben werden mögen u können.

|4 Mit nächsten schreibe ich Deinem lieben Vater heute wird mir der leidigen Schnepel wegen mein Concept verwirkt – Die schönen überschikten Sachen habe ich noch erst im Briefe erhalten – Herr VossErler ist schon wieder auf dem Wege nach Magdeburg u seine Frau wolten von keinem Kasten mit Rüben wissen. Ich verspare daher noch meinen Dank

Lebe wohl meine liebe Caroline in den Wonnestunden glüklicher Liebe vergiß nicht

Deine Freundin
u Tante E. Merzdorf

ich bitte Dich für die gute Reinbek die besten Schnepel auszusuchen – ich bin ihr so viel Danck schuldig – wirst Du diesen Auftrag auch nicht lange aussetzen? ich verlaße mich ganz auf Deine Gefälligkeit.

Zitierhinweis

Von Ernestine Merzdorf an Caroline Mayer. Sanne, 28. November 1800, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0081


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S. Über dem Brief vfrH: Ernestine Merzdorf.