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M. d. 9. Okt.
1802.

Lieber Gevatter! Denn jezt hör’ ich erst hier, daß es hier erlaubt ist, Sie so zu nennen und meine Emma (so ist der Wochenname) auch im Kirchenbuch Emanuela. Also hiemit zieh en ' ich meinen alten guten Menschen herein in den häusl. und christl Bund. – Alles gieng herlich und – langsam; Himmel, wie zart wollen Wochenbetterinnen b angefasset sein! Ein Kindesvater mus durchaus so perfekt in der Arzneikunde sein als ich es bin. – Ich werde vielleicht in 6, 8, 10, 1 4 2 16 Tagen meinen Einspänner nach 6, 7 u. so viel Eimern schicken als der Gaul akzeptiert, der hier freilich allein votiert. Aber ich bitte um Bier auf Hefen – u. um ein Rezept seiner Behandlung. – Kan der Fuhrmann auch kleine mehr weis als schwarze Rettiche aufladen für 4 gr.: desto besser. |2 hier ist nichts zu haben als Ehrlichkeit – Meine Frau sol nun fortfahren und ein verständiges Wort sagen. Adio, Caro! –

Lieber lieber Emanuel!

Lange schon, und viel, wollte ich Ihnen schreiben aber eine fortdauernde Neigung zu Fieber gebietet meiner Seele ein höchst langweiliges phlegma, damit sie auf den Körper nichts wirke. Ich bin wohl u glüklicher als tausend Wöchnerinnen, aber nicht so glüklich als Eine, die ich vor meiner Niederkunft selbst zu seyn hofte. Unser Kind ist sehr gesund, wenn Sie ein gegenwärtiger Gevatter wären, hätte ich Sie noch lieber als einen entfernten, und darum können Sie es machen daß Sie herkommen, u auf in einen Zirkel Ihrer erwählten hiesigen Freunde Seeligkeit verbreiteten, denn die Taufe kömmt erst hinter meiner Genesung nach, troz der Verdamniß aller Christlichgesinnten der Stadt. |3 Ihr Brief als Ausdruk der höchsten lebendigsten Freude, hat mich unendlich gerührt – Dank Ihnen Herrlicher für diese Freundschaft, deren Grad ich dann zu verdienen glaube, wenn ich eine gute Mutter bin.

An Amöne sagen Sie meinen Dank für ihren Antheil, einen herzlichen Gruß, u eine Entschuldigung daß ich heute noch nicht an sie schreibe. Otto grüße ich verehrend – sagen Sie ihm daß seine [...]einen hohen Werth für mich hat, u daß ich ihn sehr liebe.

Leben Sie wohl Heiligster, u Feinster, daß ich schlecht schreibe entschuldige ich nicht

Caroline.

Drei Fäßer bringt der Einspänner zurük.

Zitierhinweis

Von Jean Paul und Caroline Richter an Emanuel. Meiningen, 9. Oktober 1802, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0112


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Textgrundlage

H: BSa, OFS.Autogr. R 1(1802.10.09
1 Dbl. 8°, 1¼ S. von Jean Paul, 1¼ S. von Caroline Richter, S. 4 Adr.: Ema- | nuel.

Überlieferung

D: 3. Abt., Bd. IV, Nr. 321 (nur von Jean Paul).

D: Denkwürdigkeiten 1, S. 113–114 (unvollständig).