Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, nach dem 31. Januar 1820 (?)

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|1 A Madame
Son Excellençe la Baronne
de Welden.

ich wiederhole meine Bitte, mir gütigst einen Theil der schönen Arbeit zu gönnen, die Sie geliebte Frau, eben einzurichten im Begriff sind. Sie wollen mir auf so mannigfache Art Freude machen das fühle ich wohl und in der Freude mich zu Ihrer hohen Seele erheben – darum müssen Sie mir gerade das nicht versagen, was mich von Ihnen am meisten beglücken kann. Das himmlische Wohlwollen von Ihrer Seite gab mir ohnehin den Muth einen kleinen Plan auf Sie zu machen, der mich beschäftigt hätte.

Daß mein Enthusiasmus für Menschen Ihrer Himmelsruhe und Vollendung wehe thun kann, ist natürlich. Allein, sein Sie nicht so gütig gegen mich, ich bitte Sie – sonst ist es vergebens den Ausdruck der Verehrung, ja Anbetung zu unterdrücken, die ich für Sie empfinde. Das Element meiner Seele ist – Liebe, ich fühle mich auch besser, veredelter, wenn meine Seele von einem hohen Vorbild erfüllt ist. Nie werd ich getäuscht, wo ich – glaubte. Wie gern denke ich an die Freunde und Beschützer meiner Jugend deren Wieder Anblick keines der Bilder der Vergangenheit gestört hat . So wie ich sie verließ fand ich sie wieder, und auch sie erfreuten sich meiner Herzenswärme die in meinem Vaterlande Niemand für einen Fehler erkannte.

Für das Marienblümchen dankt der Ihnen der , der von uns beiden, allein Ihre Freundschaft verdient . Aber glauben Sie mir bei dem Allerheiligsten, daß ich auch nie anders, als eine Erde dieser Sonne mich dachte.

Caroline Richter.

Ihre liebe Antwort sei das Übersenden des Desseins das ich copiren will, und dann unterrichte ich mich in einer Ihnen bequemen Stunde von der Art wie die Stickerei eingerichtet werden muß. Wie freue ich mich!

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, nach dem 31. Januar 1820 (?). In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0142


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Textgrundlage

D: Ernst Vincent: Unbekannte Briefe von Jean Paul und seiner Frau Caroline, in: Euphorion 29, 1928, S. 407f.

Überlieferung

h: DLA Berend, Mappe 12
2½ S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Caroline spielt auf das Wiedersehen ihrer Berliner Jugendfreunde während Ihres Aufenthalts in Berlin Ende 1819 / Anfang 1820 an. Der Brief muss nach ihrer Rückkunft in Bayreuth am 31. Januar 1820 entstanden sein.