Von Odilie Richter an Max Richter. Bayreuth, 28. April 1820, Freitag

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Baireut den 28ten
April. 1820.

Lieber Max!

Wie kommt es denn daß Du uns des Nichtschreibens beschuldigst, da wir Dir beide im vorigen Brief geschrieben haben Zupfe Dich an Deiner Nase, denn Du hast uns noch nie ein apartes Briefchen geschrieben, und nur immer in den allgemeinen Brief ein paar gute Lehren für uns hin hin eingeflickt, aber nie etwas erzählt, was wir immer thun. Ich will weiter nicht zanken denn da Emma die das Gleiche thut, so könnte es Dir zu viel werden. Suche hier auch gute Lehren für Dich herauszufischen.

Die Neuigkeiten des Tags sind, daß Frl. v. Barner angekommen ist und nichts von Dir mitgebracht hat, aber sehr viel Gutes erzählte sie un d s von Dir und wie fleißig und artig Du wärst. Über Dein abgedanktes Lehramt mußten wir recht lachen. Heute wird auch Fr. v. Lochner erwartet.

Das Theater ist doch nicht so schlecht, als wir dachten. Wir waren schon einigemal drin, [...] weil die Mutter ein halbes Abonement hat. Heute wird wieder hereingesegelt. |2 Den traurigen Tod des Rittmeister Schubert wirst Du wohl auch wissen. Die Marie kam ein paar Tage vorher hier an, und freute sich so bei ihrer Grosmutter zu seyn, und mußte eben hier die Nachricht seines Todes erfahren. Im Anfang war sie sehr traurig. Die Generalin rei mußte nach Landshut reisen und Marie gieng wieder zurück nach Hohenberg. Sie kömt aber wahrscheinlich wieder zurück [...] nach Meiernberg. Am Montag waren wir auf der Brandenburger Kirchweih beim Pfarrer Reuter. Der Vater war auch gebeten und fand den Profeßor Held Petzel und Otto draußen. Daß Du jetzt öfter ausgehst und nicht mehr so melancolisch bist freut uns sehr. Die Barner sagte uns Du giengst täglich eine Stunde spatzieren. Habt ihr auch so schönes Wetter und so schöne b grüne blühende Bäume im Münschen? Hier ist Alles im schönsten Flor. Die Mutter vergaß Dir zu den d T od der Profeßorin Degen zu sagen, sie starb an der Auszehrung. Am Sonntag erwarten wir die Grosmutter. Sie reist mit der Gräfin Schmettau . Ich freue mich sehr auf sie. Weißt Du schon daß die Emma Spatzier versprochen ist, mit einem, beim Finanz Departement angestellten jungen Mann ? Sie und die Tante sind sehr froh darüber. Verzeihe meiner [...] aber der Mangel an Papier läßt mich nichts weitläuftig schreiben. Beßere Dich. Deine Odilie.

Zitierhinweis

Von Odilie Richter an Max Richter. Bayreuth, 28. April 1820, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0165


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.