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Geliebter verehrter Diez ! Kaum kann ich meinen Dank und mein Erstaunen über Deinen charmanten Brief sagen. Mein kleiner Wisch verdiente einen solchen Brief nicht.

Die Guitarre vermisse ich hier etwas, aber vergessen habe ich noch nichts davon, daß kannst Du Hrn. Götz zum Trost sagen. Den Kindern lehre ich einige Klavierstückchen, und die Tasten wißen sie jetzt schon alle.

[...]

Hat die Mutter wol von der Mousseline rau die ich ihr geschikt, Zeug gekauft, und sind neue Vorhänge in der großen Stube? Fritz R. den ich fragte, wußte nichts davon.

Du glaubst nicht, werther Diez, wie unterthänig Reitzenstein hier gegen mich ist. Er nennt mich nicht wie sonst Emma, sondern gnädiges Fräulein, und macht tausend Diener.

Grüße Fanny recht herzlich, und sage daß ich an Luisen schriebe und da ich sie für Eins hielt, es unnöthig fände, an dieses Eins zwei Briefe zu schreiben.

Thienette wollte mich malen, ich weiß nicht ob sie es noch thut. Sage der Mutter daß sie F. Giech recht herzlich von mir grüßt, und thue Du daßelbe bei den andern Mädchen.

Wie schön weißt Du die Sehnsucht nach der Vorleserin unter das Vorlesen zu verstecken!

Deine Äbbä.

|2 Es ist mir unbegreiflich daß Max noch nicht das Paket bekommen hat, wenn es nur nicht ganz verloren ist.

Hat der Vater noch oft bei dem Prinzen gegeßen?

Was schreibt denn die Großmutter und Emma?

Hier erzählt man viel von der Schubärt. Mutsist todtkrank. Es wäre eigen, wenn auch dem Himmel eine Verbindung nicht gefiele, die den Menschen so sehr mißfällt, und er sie durch den Tod trennen wollte. Fritz Reitzenstein ging heute nach Losau. Der Unbedeutendste kann einen wichtig werden, wenn er aus einer lieben Gegend kömmt. Gestern war ich ganz toll vor Freude wie er kam, und Alles was er von Baireut wußte, mußte er mir erzählen.

Hier ist Alles verschneit, und kaum durchzukommen, ist das in Baireut auch so?

Grüße Otto’s und Emanuels recht recht herzlich, und der kleinen Therese einen recht liebenden Kuß.

Dem guten lieben Vater viele Küsse und Grüße, er wird es vergeben daß ich nicht an ihn geschrieben, aber es ist all ja einerlei ob ich an Dich oder dem Vater meine Briefe richte.

Lebe recht wol geliebte theuere Mutter, und habe Dank für Deinen Brief, und wenn es möglich ist erfreue mich durch einen zweiten

Emma.

Zitierhinweis

Von Emma Richter an Odilie und Caroline Richter. Konradsreuth, zwischen 1. und 8. März 1820. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0178


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Textgrundlage

H: SBM Monacensia, Förster, Emma A I/1
1 Bl. 8°, 2 S. S. 1 an Odilie Richter, S. 2 an Caroline Richter.


Korrespondenz

B: Von Caroline Richter an Emma Richter. Bayreuth, 29. Februar 1820
A: Von Caroline Richter an Emma Richter. Bayreuth, 9. März 1820

Zur Datierung: Antwort auf Caroline Richters ersten Brief vom 29. Februar 1820 an Emma in Konradsreuth; abgefasst vor Carolines zweiten Brief vom 9. März 1820.