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Baireut den 14 ten Dec
1825.

Verehrter Herr Hofrath

Sehr gerührt von dem gütigen Interesse was Sie dem Schicksal der Hinterbliebenen Ihres Freundes beweisen, beeile ich mich Ihnen den mir anvertrauten Brief des Buchhändler Max wieder zuzustellen, und Ihrer Theilnahme an dem zu fördernden Werk, alle unsere Bereitwilligkeit mit Ihm in Unterhandlung zu treten, zu versichern wenn es nicht zu spät ist. Es war nicht Gleichgültigkeit wenn der gute thätige Mann noch keine Antwort, auf seine schon bei dem Leben meines theuern Mannes oft gethanen Anträge bekam, sondern es war Ungwisheit über den endlichen Ausgang der mit Buchhändler Reimer eingeleiteten Unterhandlungen.

|2 Im Ganzen waren diese so gut als abgeschlossen, wurden aber durch einige in Herrn Reimers schon übersandten Kontrakt unerwartet [...] festgestellten Nebenpunkten unterbrochen, und veranlaßten noch in den letzten Lebenstagen, meines Beschützers und Gatten, den Entschluß von unserer Seite einen Kontrakt zu entwerfen , der gegen mögliche Gefahren, möglichste Sicherheit stellte, als der Tod den Himmlischen in seine Heimath abführte. Daß nun unsere Vorsicht um so größer sein muß als die Allen imponirende Würde des Seeligen kein Bindemittel für fremde Moral mehr ist – ist natürlich, und indem durch die Annäherung an das gewünschte Ziel der Privilegien, (wovon beikomender Brief des Königs von Baiern, den ich Sie auch der hochverehrten Frau von der Recke, und dem edeln Tiedge mitzutheilen bitte, |3 ein Beweis ist,) unsere Sache nur vortheilhafter steht, so sehe ich keinen Grund, dem zwar sehr geschätzten, aber in vielen Unternehmungen verwickelten Herrn Reimer nachzugeben.

Ich folge darin auch den Mahnungen meiner Berliner Freunde die in treuer Liebe der Tochter eines ausgezeichneten Mannes, meines Vaters, anhängend, mich zur höchsten Vorsicht in der Abfassung des Kontraktes aufgefodert haben. Auf diesen Punkt steht jetzt die Sache, und Herrn Reimers Bejahung oder Verneinung kann allein meinen Entschluß bestimmen – erstere bindet uns unauflöslich aneinander.

Jedoch antworte ich heute dem mir so werthen Buchhändler Max. Nächst Reimer sind wir geneigt Ihm von Allen den Vorzug zu geben, da Er in so unendlicher Liebe für den Seeligen erwärmt ist.

|4 Man darf nicht zweifeln daß seine Kräfte seinem Willen nicht gemessen wären, und indem er noch nicht Familienvater zu sein scheint, wird er ohne Mühe seine Verbindlichkeiten lösen. Die großen Sorgen des Hausvaters und des Versorgers von 11 Kindern , scheinen Reimer’n zu drücken, und er scheint viel unternommen zu haben, was schwer durchzuführen ist.

Gern nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen für den Nekrolog in der allgemeinen Zeitung und den Geist der Liebe zu danken mit dem Sie Schicksal und Eigenthümlichkeit des Herrlichen geschildert haben, Der auch auf Erden ein ewiges Leben fortführen wird so wie jetzt im All. Leicht und intereßant ist die damit verbundene Ankündigung der künftig zusammen erscheinenden Werke, die Sie so schön dadurch beim Publikum einführen . nehmen Sie meine innigste Anerkennung gütig auf. Mit höchster Verehrung Ihres unsterblichen Werthes bleibe ich Ihre

dankbarste Caroline Richter

ge .
Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Carl August Böttiger. Bayreuth, 14. Dezember 1825, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0194


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Textgrundlage

H: GNM, Historisches ArchivNL-BOE 22.06.01
1 Dbl. 8°, 4 S.